Ins Theater zu gehen, gehört zu den wirklich schönen Dingen des Lebens. Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, bekommt das Leben sein ganz eigenes Gesicht, so individuell, wie es nur sein kann.

Allerdings, da gibt es noch eine ganz andere individuelle Sicht auf die Dinge - das ist die Sicht von dem Platz aus, den man im Theater einnimmt.

Margarete zum Beispiel erzählt gerade davon, dass sie gar nichts von einem Stück habe, wenn sie "auf einem scheußlichen Platz" Platz nehmen muss. "Was ist ein scheußlicher Platz im Theater?", frage ich sie. Ihre Antwort kommt schnell. Das sei doch ganz klar ein Platz, von dem aus man nichts sehen könne, weil er zu weit weg ist. Das sei auch ein Platz, von dem aus man nichts mehr sehen könne, weil einer vor einem sitzt, der so groß ist, dass auch ein Platz ganz vorne keine perfekte Sicht ermöglicht. Das sei auch ein Platz zu weit in der Mitte, denn da könne man nicht schnell genug das Weite suchen, wenn es mal brennt. Ich muss lachen. Meine liebe Freundin hat aber heute ihren arg negativen Tag, scheint mir, und lebt den nun in ihren Theater-Sitz-Phantasien aus.

Sie erzählt aber noch weiter: "Ich frage euch, was ist schlimmer: einen scheußlichen Platz zu haben und ein gutes Stück zu sehen oder ein scheußliches Stück zu sehen und einen guten Platz zu haben?"

Oh, Margarete, heute hast Du es aber mit den Spitzfindigkeiten. Lass uns lieber ein anderes Thema suchen.