Als Kompensation für zwei Harburger Wohngebiete und die Finkenwerder Umgehung werden Flachwasserzonen angelegt.

Harburg. Wer vom Maschener Kreuz auf der A 1 in Richtung Harburg fährt, kann rechts der Autobahn, kurz vor der Anschlussstelle Harburg-Neuland, die laufenden Veränderungen auf den Neuländer Moorwiesen wahrnehmen. Bulldozer und Bagger graben und schieben Moor- und Torfschichten beiseite, legen an verschiedenen Stellen auf einem 136 Hektar großen Abschnitt des Landschaftsschutzgebiets sogenannte Flachwasserzonen an. Die Antwort auf die Frage nach dem "Warum" gibt die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU): Es geht darum, ökologischen Ausgleich zu schaffen für die künftigen Wohngebiete Neugraben-Fischbek 65, Neuenfelde 16 und die Finkenwerder Umgehungsstraße.

Während des vergangenen Winterhalbjahrs war mit ersten Arbeiten begonnen worden, seit Ende der diesjährigen Brutzeit sind die Maschinen wieder im Einsatz. Möglicherweise werden die Arbeiten in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres noch fortgesetzt. "Zum Schutz der Vögel kann nur außerhalb der Brutzeit, etwa sieben Monate lang, gearbeitet werden", sagt Volker Dinse, Projektleiter in der BSU-Abteilung "Naturschutz".

Welche Veränderungen stehen an? An 35 Stellen werden Gräben aufgeweitet, 14 Kleingewässer neu angelegt, vorhandenen Be- und Entwässerungsgräben instand gesetzt, acht Stauwehre und sechs Überlaufschwellen zum Regulieren der Graben-Wasserstände geschaffen, Flachwasser-/Vernässungszonen auf gut 7,8 Hektar gebaggert. Insgesamt kommen 17 Kilometer Grünlandgräben ins regelmäßige Pflegeprogramm. Gut 1,2 Millionen Euro werden investiert.

Projektleiter Dinse berichtet von den seit 2004 laufenden Vorbereitungen und Verhandlungen mit elf Landwirten, die die Neuländer Moorwiesen extensiv bewirtschaften. Zwei von ihnen produzieren Heu, neun halten Rinder. Dinse: "Wegen der schwierigen Bodenverhältnisse ist auf den Moorwiesen von Neuland Ost ohnehin keine moderne Landwirtschaft möglich, die sechs bis acht Rinder pro Hektar vorsieht. In der extensiven Form sind zwei Rinder pro Hektar gestattet." Sie halten das Gras ausreichend kurz und kommen den Wat- und Wiesenvögeln nicht so leicht in die Quere. Dinse: "Für die extensive Bewirtschaftung erhalten die Rinderhalter von uns eine Ausgleichszahlung von 650 Euro pro Hektar und Jahr, die anderen 420 Euro." Geschlossene Verträge zur Bewirtschaftung haben eine Laufzeit von 25 Jahren. Festgelegt ist, dass weder Düngemittel noch Pestizide eingesetzt und die Wiesen erst nach dem 30. Juni, dem Ende der Brutzeit, gemäht werden dürfen.

Projektleiter Dinse berichtet, dass die Neuländer Moorwiesen sehr artenreich seien und sich durch die laufenden Verbesserungen einzelne Bestände bereits vergrößert hätten. Kiebitz, Rotschenkel und Bekassine seien heimisch. Dieses Jahr habe sich die Zahl der Rotschenkel schon auf 14 Brutpaare verdoppelt. Neu: Die Uferschnepfe. Auch ein Storchenpaar, für das die Umweltorganisation BUND einen Horst aufgestellt hat, habe dieses Jahr wieder erfolgreich gebrütet.