An der Schule “Ehestorfer Weg“ helfen Erwachsene, Schülern beim Einstieg ins Berufsleben Erleichtern.

Harburg. Über ihr gemeinsames Erfolgserlebnis freuen sich Gözde Duymaz und Wilfried Bolte sichtlich: Gözde hat nur einen Tag nachdem sie ihre Bewerbungsunterlagen beim Harburger Amtsgericht abgegeben hat, schon die Zusage für den Praktikumsplatz bekommen. "Alleine hätte ich das wohl nicht so souverän hinbekommen", sagt die 14-jährige Realschülerin. Wie wohl jeder bei seiner ersten richtigen Bewerbung. Aber dafür hat Gözde ihren Schülercoach Wilfried Bolte. Bolte kümmert sich ehrenamtlich eine Stunde pro Woche um die Achtklässlerin der Schule "Ehestorfer Weg". Hilft ihr bei der Praktikumssuche und gibt dem Mädchen praktische Ratschläge, die sie auf das Berufsleben vorbereiten sollen. Gözde hat ein hohes Ziel, sie will Rechtsanwältin werden. "Es gibt soviel Ungerechtigkeiten in der Welt, das macht mich traurig", sagt sie. Mit Bolte, dem studierten Betriebswirt, hat sie dagegen einen Schlachtplan ausgearbeitet: Einen guten Realschulabschluss, dann das Abitur machen und schließlich das Jurastudium angehen. Da sei das Praktikum beim Amtsgericht ein sinnvoller Anfang, sagt Bolte.

Gözde Duymaz und Wilfried Bolte nehmen an dem "Starthilfe"-Projekt der Arbeiterwohlfahrt (Awo) teil. Dabei helfen ehrenamtliche Schülercoaches ihren jungen Paten bei den ersten Schritten in das Berufsleben, manche auch mit Nachhilfestunden; eine ganz individuelle Hilfestellung auf die Bedürfnisse der Schüler angepasst. Art und Umfang der Hilfe solle in erster Linie der Schüler bestimmen können. Aber auch der Coach sollte über das Maß seines Engagements entscheiden können dürfen. Wilfried Bolte versteht sich etwa als Gözdes Berater.

"Das Projekt ist eine tolle Sache", findet Schulleiter Wolfgang Meyer. Die Paten könnten, weil sie sich nur um ein bis zwei Schüler kümmern, viel mehr leisten als ein Klassenlehrer, der rund 28 Schüler vor sich hat. Deswegen sucht Meyer zusammen mit Wilfried Bolte, der das Projekt an der Schule "Ehestorfer Weg koordiniert, nach neuen Schülercoaches. "Die Nachfrage bei den Schülern ist höher als das Angebot", sagt Meyer. Vor allem auch weil die Coaches die Schüler beginnend in der siebten Klasse bis zum Schulabschluss betreuen können. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres am Donnerstag, 27. August, wollen Meyer und Bolte möglichst vielen neuen Siebtklässlern das erfolgreiche Projekt anbieten können.

"Es ist schön, wenn man helfen kann", sagt Bolte, "und außerdem bekommt man auch einiges zurück." So fand Bolte es besonders spannend, dass er dank Gözde viel über die türkische Kultur gelernt hat. Zukünftigen Coaches kann er vor allem zwei Sachen ans Herz leben: "Wer in diesem Projekt mitarbeiten will, sollte vor allem Zeit und einen guten Draht zu Jugendlichen haben." Eine pädagogische Ausbildung sei nicht erforderlich. "Jeder, der eine gewisse Lebens- und Berufserfahrung mitbringt, kann helfen", sagt Bolte. "Und wer sich unsicher ist, ob er der richtige für die Aufgabe ist, die Awo bietet einen Einführungskurs für neue Coaches an, bei dem alle wichtigen Fragen geklärt werden. Etwa wie der Coach am besten mit den Eltern und Lehrern zusammenarbeiten kann", sagt er.

Wer gerne ein Schülercoach werden möchte, kann sich bei der Awo-Mitarbeiterin Jenny Fabig unter der Telefonnummer 040/41 40 23 41 oder per E-Mail informieren. www.fabig@awo-hamburg.de www.starthilfe-hamburg.de