Der Mittagstisch für die Schüler ist neuerdings ernährungswissenschaftlich durchgeplant. Ein Besuch in der Kantine zeigt, dass es den Jugendlichen auch mundet.

Buchholz. Es ist angerichtet. Pizza, Putenbrustfilet, Schokoladenpudding - alles, was jugendliche Feinschmecker mögen, steht bereit. Aber warum - um alles in der Welt - haben die meisten einen Salatteller in der Hand?

Bestandsaufnahme: Tim holt sich schon die zweite Portion. Nach den Nudeln kann er noch etwas Gemüse vertragen. Also greift er zum Besteck und fischt in sechs großen Behältern nach Rohkost. Gurken, Salatblätter und Paprika wandern auf den Teller des 13-Jährigen. Garniert wird das Ganze mit einem Schuss Dressing. Voilá!

Tim steht nicht etwa an der Salatbar eines Edel-Italieners. Tim steht in der Mensa seiner Schule. Was ungewöhnlich ist, da sich ihm dort seit wenigen Tagen ein üppiges Angebot an Speisen bietet. Seit Schulbeginn hat er die Qual der Wahl. Denn das Buchholzer Albert-Einstein-Gymnasium beschreitet neue Wege bei der Schulspeisung. Wie am Hittfelder Gymnasium wird das Essen neuerdings von Vital Catering zubereitet, einer Tochterfirma der Dr.-Hoppe-Gruppe. Die Kost soll gesund, biologisch und vor allem schmackhaft sein.

Und, was sagt Tim zur Bio-Kost: Schmeckt's denn? "Ja, es schmeckt wirklich super. Es gibt viele Sachen, das Angebot ist umfangreich. Am besten sind die Nudeln und die Dressings."

Tims Begeisterung geht bei Schulleiter Hans-Ludwig Hennig runter wie Öl. Der Oberstudiendirektor hat sich für die Schulspeisung eingesetzt - dass sie so gut angenommen wird, freut ihn. "Die Rückmeldungen sind bislang durchweg positiv", sagt Hennig. Beim Start seien 90 Schüler zum Essen gekommen, tags darauf schon 135, und am Donnerstag platzte die Mensa mit 220 Schülern aus allen Nähten.

Dass es das neue Angebot gibt, beruhe auf zwei wesentlichen Faktoren. Zum einen habe sich die Zahl der sogenannten Brötchenmütter, die seit 19 Jahren für die Verpflegung der Schüler sorgen, rapide reduziert. So verteilen jetzt nur noch 30 Mütter ehrenamtlich kleine Snacks in den Vormittagsstunden. Vormals waren es 70. Zum anderen sei der Schritt notwendig, weil das geänderte Schulsystem immer längere Lernzeiten erfordert. Eine gesunde Ernährung solle dieser Entwicklung Rechnung tragen.

Immer wieder verschwinden die Gabelspitzen in den Mündern. Es riecht nach gedünstetem Gemüse, dampfende Nudeln sind zu sehen. Davor eine beachtliche Schlange. Neuerdings muss es schnell gehen, wenn die große Pause beginnt. Sonst sind alle 80 Plätze in der Schulmensa besetzt. Dort geht es zu wie im Taubenschlag. Immer mehr Schüler strömen in den Raum.

In Reih und Glied stehen sie an der Ausgabe, können zwischen Tagesgericht, Pizza oder vegetarischer Kost wählen. Dampfgegart stehen die Köstlichkeiten bereit. Zudem bereichern eine Nudelstation und eine Salatbar den Raum - beide bestens frequentiert. Sarah Kleinknecht nimmt sich noch etwas Dressing. Ihr Urteil: "Superlecker!" Die 13-Jährige ist schon zum zweiten Mal da. Sie gewinnt Gefallen am neuen Schulessen.

Dagegen nutzt Björn Ewert das Angebot erstmalig. Sein Fazit: "Der Pudding ist super. Allerdings haben mir die Sachen von den Brötchenmüttern auch geschmeckt. Jetzt soll es ja noch gesünder sein." Als Vegetarier komme ihm die Salatbar entgegen, mit einem endgültigen Urteil will er aber noch warten.

Von 12 bis 14.30 Uhr kann gegessen werden. Rund vier Euro kostet das gesunde Mahl. Bezahlt wird per Chip, Essensmarke oder bar. Zumindest in der Anfangszeit soll so Kurzentschlossenen die Möglichkeit zum Spontanessen gegeben werden.

Später soll sich das Chipmodell bewähren. Ein Monatsabo etwa kostet bei zwei Essenstagen in der Woche 26,40 Euro. Eltern laden den Chip auf, Schüler können im Internet sehen, wie viel Guthaben sie noch haben.

"Außerdem können Eltern im Internet nachvollziehen, ob und wann ihre Kinder gegessen haben. Das ist eine schöne Kontrollmöglichkeit", sagt Harald Ilisch, Schulbetreuer der Vital-Catering.

1170 Schüler besuchen derzeit das Gymnasium, rund 150 von ihnen müssten regelmäßig essen, damit sich das Angebot trägt. Schulleiter Hennig ist zuversichtlich: "Ein großer Vorteil ist die Wahlmöglichkeit. Die Schüler können selbst bestimmen, was sie essen, wann sie essen und wie viel sie essen."

Und dieses Essen wird getestet, bevor es in Umlauf geht. "Wir haben in Kassel, unserem Stammsitz, Testesser. Fällt da eine Kost durch, wird sie gar nicht erst weiterverfolgt." Denn bei aller gesunden Ernährung soll der Geschmack nicht zu kurz kommen. Darauf lege die Firma besonderen Wert. Insgesamt beruhe die Philosophie auf zwei Säulen. Zum einen: Wie viel braucht ein Kind für die gesunde Ernährung. "Das sind vor allem Nuss- und Wurzelprodukte", so Ilisch. Gut fürs Gehirn. Zum anderen: "Es muss den Kindern schmecken."

Positiver Nebeneffekt: Vier neue Stellen hat die Schulspeisung in Buchholz mit sich gebracht. Die Einstellung übernimmt komplett das Unternehmen, lediglich ein Lehrer beaufsichtigt den Speiseraum. Allerdings kommen auch immer mehr Lehrer in die Mensa. Ihnen schmeckt das neue Mittagessen nämlich auch.