Lkw-Fahrer lernen, beim Fahren Sprit zu sparen. Die EU will es so.

Drestedt. Die Kiste einfach rollen lassen, sich nicht auf den Tempomaten verlassen: Für Berufskraftfahrer Horst Schulz (56) ist vieles neu, was Fahrlehrer Steffen Eke (44) von der Firma Instruktoren-Börse ihm während einer Übungsfahrt mit einem 40-Tonnen-Lkw rund um Drestedt zum Thema vorausschauendes, kraftstoffsparendes Fahren erklärt.

Er und sieben weitere Kollegen, Lkw-Fahrer der Firma Johs Martens, sind die ersten Teilnehmer für die seit einigen Tagen europaweit vorgeschriebene Fortbildung für Brummi-Lenker. "Ziel dieser neuen Vorgabe ist es, für mehr Sicherheit und weniger Abgase zu sorgen. Außerdem senkt eine besonnene Fahrweise die Kosten der Speditionen", sagt Eke dem Abendblatt.

Das Programm beinhaltet 140 Stunden. Die Fahrer büffeln außer energieeffizientem Fahren unter anderem Infos über Ladungssicherung, Sozialvorschriften sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz. "Das ist Bestandteil des Führerscheins. Am Ende des Durchgangs erhalten die Fahrer ein Zertifikat. Das muss alle fünf Jahre erneuert werden."

Wer sich nicht daran hält, kassiert saftige Strafen. Ignorieren die Berufskraftfahrer die Vorschriften, kassieren sie ein Bußgeld in Höhe von 5000 Euro, wenn sie von der Polizei ohne entsprechende Plakette und Papiere erwischt werden. Und die Spedition zahlt 20 000 Euro Strafe.

Firma Martens, spezialisiert auf Gefahrguttransporte, mit einem Fuhrpark von 170 Fahrzeugen, kümmert sich um ihre 240 Fahrer, zahlt ihnen die etwa 1000 Euro teure Fortbildung.

Auch deshalb ist Schulz, der seit 30 Jahren tonnenschwere Lkw durch alle Herren Länder lenkt, motiviert dabei. Er blickt auf die Kontrollanzeigen des Armaturenbretts. "Und ich dachte, der Tempomat sorgt dafür, dass ich Kraftstoff spare. Ist nicht", sagt er und bemüht sich, vor einer Steigung noch mal Gas zu geben. "Dann kann der Lkw ausrollen, ist schnell genug und verbracht weniger Kraftstoff. Das Gaspedal ist der Regulator", so Eke.

Das gilt auch für den unfallträchtigen Baustellenbereich bei Rade an der A 1. Schulz soll zu einer vorausschauenden Fahrweise kommen, das fordert Konzentration. Er gerät ins Schwitzen. "Gut, dass die Klimaanlage an ist", sagt er. Drei Meter unter seiner Fahrerkabine rauschen die Pkw vorbei, trotz der engen Fahrbahn mit respektvollem Sicherheitsabstand. "Gerade heute Morgen haben wir fast hautnah einen Unfall miterlebt", so Schulz. "Da ist ein großer Lkw umgekippt. Wir standen erst einmal im Stau." Für ihn ein Horrorszenario. Er ist froh, als er bei Hollenstedt wieder auf die B 75 einbiegen kann. "Bei Stecken, die du gut kennst, kannst du dir genau die Punkte merken, an denen Du herunterschalten kannst", sagt Eke. Und tatsächlich hat Schulz einige Kurven später, als er gerade die Ortsdurchfahrt Tostedt passiert, den Dreh raus.

"Jetzt läuft es", sagt "der König der Landstraße" und lässt sein Gefährt entspannt bei Johs Martens in die Hofeinfahrt rollen.