Abschlussarbeiten nach einem Studium sind eine anstrengende Sache. Man ist jung, voller Tatendrang und nun das: Wochen und Monate an Schreibtisch und Laptop sitzen, recherchieren, nie fertig sein, dran bleiben.

Während die Freunde feiern, werden Berge auf dem Schreibtisch hin- und hergewälzt, der Pizza-Service ist Stammgast, man will ja keine Zeit verlieren. Und immer mal wieder schleicht sich dieser Gedanke ein, alles hinschmeißen zu wollen. Am Ende siegt die Vernunft - wo man schon mal so weit gekommen ist.

Ungewöhnliche Unterstützung in genau so einer Situation bekam Anna, die ihren Schreibtisch in ihrem WG-Zimmer direkt vor dem Fenster platziert hatte. Man muss ja mal träumen dürfen in den Pausen zwischen Platon und den Minnesängern, die gerade auf ihrem Laptop bearbeitet werden. Hinausträumen auf die belebte Straße und in die vielen Fenster in dem Haus gegenüber.

Und eines Tages entdeckt Anna die Rettung ihrer Abschlussarbeit: einen Mann, der bei mildem Licht, umgeben von Büchern auf dem Tisch und in den Regalen, arbeitet. Jeden Abend. Ein Mitstreiter im Geiste, ein Fels in der Brandung. Mit ihm als stille Motivation auf der anderen Seite der Straße lernt es sich besser. Er weiß nicht, wie wichtig er ihr ist. Und dass er noch für lange Zeit diese Rolle des Lernpartners spielen wird. Wenn die Arbeit gut gelaufen ist, wird sie es ihm sagen.