Jetzt ist es nicht mehr zu übersehen: Der Telefonapparat hängt schon nicht mehr, ein paar einsame Kabel ragen aus der Wand, der Steinboden ist aufgerissen - das letzte Stündlein der Telefonzelle im Karlsteinweg in Eversen-Heide hat geschlagen.

Eversen. "Das dauert ungefähr 45 Minuten, dann ist sie weg", sagt Heiko Borowiak, der sich bei strahlendem Sonnenschein mit Brechstange und diversen Schraubenziehern ans Werk macht. Zügiges Vorgehen ist trotzdem geboten: Auf Borowiaks Auftragszettel stehen noch vier weitere Telefonhäuschen im Großraum Hamburg, die er im Laufe des Tages abtransportieren soll.

Am Ende geht alles ganz schnell: Mit einem Minibagger wird das gelbe Häuschen auf den Hänger geladen. Die Pflastersteine werden ordentlich an einen alten Baum gelehnt. Die kahle Stelle, auf der die knallgelbe Zelle stand, wird mit frischer Erde aufgefüllt. Fertig, ab geht die Fahrt.

"Das fühlt sich schon sehr komisch an, dass das Telefonhäuschen jetzt plötzlich weg ist", sagt Sabine Küster-Ursic.

Kein Wunder: Rund 45 Jahre lang stand die Telefonzelle vor ihrem Elternhaus im Karlsteinweg, in dem die 51-Jährige heute gemeinsam mit ihrer Familie das Restaurant "Ferien auf der Heid" betreibt. "Seit ich zurückdenken kann, gehörte die Telefonzelle zu meinem Leben", sagt die Gastwirtin lächelnd. "In meiner Jugend war sie hier die einzige Zelle weit und breit, und wer keinen Festnetzanschluss hatte, kam natürlich zum Telefonieren hierher. Und als meine eigenen Kinder noch klein waren, haben sie sich gerne hinter dem Häuschen versteckt."

Aber auch, als immer mehr Dorfbewohner ein eigenes Telefon besaßen, wurde das Häuschen im Karlsteinweg noch häufig benutzt. "Abends und am Wochenende kamen viele Erntehelfer hierher, um ihre Familien in der Heimat anzurufen", erinnert sich Sabine Küster-Ursics Sohn Marcel (31).

Doch jetzt, im Zeitalter des Handys, sei das Telefonhäuschen nur noch selten aufgesucht worden. Eine Tatsache, die Telekom-Sprecherin Katja Werz bestätigt: "Diese Zelle hat sich wirtschaftlich nicht mehr rentiert. Der Umsatz ist seit 2004 um 90 Prozent gefallen." Jetzt, da es die Telefonzelle im Karlsteinweg nicht mehr gibt, ist es für die Anwohner in und um Eversen-Heide tatsächlich ratsam, einen eigenen Anschluss oder ein Handy zu besitzen: Die nächste Telefonzelle steht nämlich vier Kilometer entfernt, in Elstorf.