Herr und Hund müssen die Herde im Griff haben. Beim Wettkampf in Schneverdingen siegte ein Gast aus Hessen.

Schneverdingen. Plötzlich sind einige Zuschauer von fast 300 unruhig umher wuselnden Tieren eingekreist. "Einfach ruhig stehen bleiben", ruft Egon Walter (62) der Gruppe zu. Kaum eine Minute später sind die 275 Heidschnucken und zehn Ziegen weiter gezogen, von Caro und Mohr energisch dirigiert. Die beiden Altdeutschen Hütehunde folgen den Kommandos von Egon Walter gehorsam und effizient. Den Zuschauern ist nichts passiert, die Show kann weitergehen.

Beim 29. Leistungshüten der Heideschäfer auf dem Höpen ist Egon Walter der einzige, der zwei Hütehunde einsetzt. "Aus alter Freundschaft" zu Gastgeber Günther Beuße kommt der hessische Schäfer aus der Nähe von Gießen immer wieder gern nach Schneverdingen. Für seinen Arbeitsalltag braucht er die doppelte tierische Unterstützung: Walter lässt seine Herde in seiner hessischen Heimat am Rand von Wegen inmitten landwirtschaftlicher Flächen fressen.

Dass die Tiere auf die angrenzenden Wiesen und Äcker laufen, haben Walter und seine Hunde zu verhindern. "Solche Aufgaben haben wir hier gar nicht", sagt der Schneverdinger Schäfer Günther Beuße (66). In der Heide gehe es nur darum, "dass die Heidschnucken in Ruhe fressen". Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu, die Hunde hätten ansonsten bloß noch "die Herde zurückzubringen, wenn der Schäfer schläft".

Dass sich die Arbeit eines Schäfers dennoch nicht im Schlaf erledigen lässt, demonstrieren beim Leistungshüten auf dem Höpen neben Egon Walter und Günther Beuße auch ihre Kollegen Walter Helms (51) aus Poitzen bei Faßberg und Ute Pelka (44), die ihre Herde in der Fischbeker Heide hütet. Nach der Gesundheitsprüfung, die der Schäfer im Pferch vornimmt, führt ein Parcours die Herde über eine Brücke - kein Lämmchen darf in den Bach fallen - zur Hütefläche zwischen Acker, Bäumen und Heide. Richter Wilfried Jeck (73) aus Hessen bewertet, wie Schäfer und Hunde zusammenarbeiten, wie viel Gehorsam und Arbeitsfreude die Hunde an den Tag legen, sowie die optische Einheit von Schäfer, Herde und Hund.

Dass die Aufgabe nicht leicht werden würde, bescheinigt Lokalmatador Beuße vor dem Start: "Die Herde ist lebhaft heute, im Wald liegen überall Eicheln, die sie gern fressen würden". Außerdem haben die Gäste ein Handicap bei der Arbeit mit Beußes Schnucken: "Vor fremden Hunden haben die richtig Angst."

Zwischendurch können sich die Teilnehmer und das zumeist fachkundige Publikum am Schafstall stärken - Schnuckenbratwürste gibt es auch. Am Ende des Tages siegt Gastschäfer Egon Walter aus Hessen vor seinen norddeutschen Kollegen Walter Helms und Ute Pelka. Als guter Gastgeber begnügt sich Günther Beuße mit dem vierten Platz. Die Pokale überreicht die neue Schneverdinger Heidekönigin Jana Schröder.