Das arme Kind, dachte ich, als ich den kleinen Achtjährigen und seine Mutter auf meiner Bahnfahrt nach Hause erleben musste. Schon ihre erste Anweisung ließ mich schaudern. Nachdem ihr Sohn seinen leckeren Döner verspeist hatte, ordnete sie Folgendes an: “Du wischt jetzt erst deinen Mund sauber und anschließend deinen Arbeitsplatz.“

Harsche Worte aus dem strengen Mund der jungen Frau. Welcher Arbeitsplatz, wollte ich mich gerade fragen, da kam's raus: "Und jetzt holst du dein Hausaufgabenheft raus und fängst an." Aha, dem Sohnemann wurde befohlen, die Nachmittagszeit im Zug zu nutzen und die schulischen Pflichten zu erledigen. Jeder Blick dieses netten Juniors - zum Beispiel auf vorbeifahrende Züge oder durch die Elbbrücken hindurch auf das Wasser - wurden sofort kommentiert: "Guck jetzt auf dein Heft."

Und es ging noch schlimmer. Sobald er seinen Blick einen Moment von seinen Aufgaben nahm, hielt sie ihre Hand vor die Augen des Kindes und verstellte ihm die Sicht auf die Dinge, die er sich so gern einmal anschauen wollte.

Ich verstehe ja, dass hin und wieder elterliche Maßnahmen notwendig sind. Aber so?

Der kleine Mann wirkte weder nervös noch unwillig, sondern einfach nur wie ein nettes Kind, das die Welt mit seinen Augen wahrnehmen möchte. Ich bin sicher, er hätte die Schularbeiten auch später noch zur vollen Zufriedenheit seiner Mutter erledigt.