Mitgliederschwund, alternde Gemeinden, Finanznot - in Deutschland haben die Kirchen mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund blicken viele Kirchenleute sorgenvoll in die Zukunft.

Winsen. "Auch der Kirchenkreis Winsen muss sich neuen Herausforderungen stellen", sagt Superintendentin Ingrid Sobottka-Wermke. Doch zeigt sie, dass sich durchaus Wege finden lassen, mit den Problemen umzugehen und Kirche auch weiterhin lebendig zu halten.

Als Reaktion auf die finanzielle Situation beispielsweise haben einige Gemeinden im Kirchenkreis eigene Stiftungen und Fördervereine gegründet. Deren Ziel sei es, so Sobottka-Wermke, den Erhalt der Pfarr- und Diakonstellen in der jeweiligen Gemeinde langfristig abzusichern. Der eigens zum "Fundraiser" ausgebildete Pastor Christoph Herbold berät die Gemeinden dabei und hilft gegebenenfalls auch bei der Suche nach Sponsoren.

Doch geht es um mehr als eine finanzielle Absicherung. "Uns liegt daran, dass die Leute zum Glauben eingeladen werden", erklärt Sobottka-Wermke. Viele Menschen bräuchten dazu einen besonderen Anstoß, weshalb man sich immer wieder "ungewöhnliche Einladungsformen" ausdenke - wie etwa das große Tauffest in Fliegenberg. Bei diesem Freiluftgottesdienst waren im Juni fast 100 Kinder an und teilweise sogar in der Elbe getauft worden. Die an der Aktion beteiligten Gemeinden hatten Eltern mit ungetauften Kindern davor gezielt angeschrieben und dazu eingeladen, ihr Kind taufen zu lassen.

"Ein Gottesdienst im Freien hat immer eine öffnende Funktion", so Sobottka-Wermke. Dies sei auch bei dem jährlich stattfindenden Elbegottesdienst in Hoopte - in diesem Jahr wurden dort ebenfalls 14 Kinder getauft - oder bei den Gottesdiensten im Klostergarten zu spüren. "Es ist ein Heimspiel für die Anwohner", erläutert Pastor Eckhard Lukow, "denn der Gottesdienst findet an einem Ort statt, den sie gut kennen. Und das hilft vielen, eine erste Hemmschwelle zu überwinden." Die Superintendentin hofft, auf diese Weise auch neues Interesse an der Kirche zu wecken und für den einen oder anderen Menschen "eine Brücke bauen zu können".

Ein noch ganz neues Angebot des Kirchenkreises ist das Projekt "Vom Leben reden". Sobottka-Wermke erzählt, dass sich in zehn Gemeinden des Kirchenkreises vor ein paar Monaten sogenannte Emmaus-Gruppen gegründet haben, die Menschen zu Gesprächen über die unterschiedlichsten Glaubens- und Lebensfragen einladen.

Ob Gemeindeglied oder nicht, jeder sei in diesen Gruppen willkommen. Geleitet werden die Gespräche von extra dafür geschulten Ehrenamtlichen. Deren Arbeit lobt die Superintendentin ausdrücklich. Nur durch den Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter könne die Vielfalt des Gemeindelebens auf Dauer erhalten werden.