Das Postkartenidyll gibt es noch: Der Schäfer mit seiner Herde und den treuen Hunden inmitten einer violett blühenden Heidelandschaft. Uwe Storm (47) ist mit seinen Heidschnucken und Ziegen auf dem Landschaftspflegehof Tütsberg bei Heber und auf den dortigen Heideflächen zu Hause.

Tütsberg. Der Hof gehört seit 1928 dem Verein Naturschutzpark (VNP), der am Sonntag, 6. September, im Zeichen seines 100-jährigen Bestehens auf dem Tütsberg ein großes Hoffest feiert. Mit dabei sind historische und moderne Landmaschinen, Hütehunde, Heidschnucken, Pferde und Ziegen, Handwerkervorführungen, Musik, Tombola und ein buntes Kinderprogramm.

100 Jahre VNP - das bedeutet auch ein Jahrhundert Einsatz für die Lüneburger Heide. Dass die Landschaft hier noch heute so aussieht wie im Bilderbuch, das ist wesentlich der Arbeit des Vereins zu verdanken, der 1909 in München gegründet wurde - damals orientiert am amerikanischen Nationalparkgedanken.

Der Hof Tütsberg wurde erstmals im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt, das älteste Gebäude des aktuellen Ensembles stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts und beherbergt heute ein Hotel, das ebenfalls dem VNP gehört.

Heute ist dies wohl der größte landwirtschaftliche Betrieb in Niedersachsen, so Dr. Heike Brenken (40), die gemeinsam mit ihrem Ehemann Dr. Andreas Koopmann den landwirtschaftlichen Bereich auf Hof Tütsberg leitet. Auf den mehr als 4000 Hektar Heideflächen sind ganzjährig sechs vereinseigene Herden mit 4500 Heidschnucken und 100 Ziegen unterwegs.

"Die Heideflächen müssen bewirtschaftet werden, um sie zu erhalten", sagt Dr. Brenken. Während das Fleisch der Heidschnucken als Delikatesse von Kennern verzehrt wird, ist mit ihrer Wolle kein Staat zu machen. Diese ist zwar robust und wurde früher für Arbeitshandschuhe verwendet, aber auch hart und kratzig. Einen Pullover aus Schnuckenwolle "möchte niemand anziehen", versichert sie.

Neben den Heideflächen gibt es auch 360 Hektar Ackerfläche, die sich über den Bereich von Soltau bis Undeloh und von Schneverdingen bis zur A 7 erstrecken. Hier werden alte Getreidesorten angebaut, um sie vor dem Verschwinden zu bewahren - Buchweizen sowie alte Roggen- und Hafersorten. Auch der Vogelschutz wird beim VNP großgeschrieben: Seltene Arten wie Kranich, Brachvogel oder Birkhuhn sind auf den ausgedehnten Heideflächen inzwischen wieder heimisch.

Als Demonstrationsbetrieb gehört der Landschaftspflegehof Tütsberg zum Bundesprogramm Ökologischer Landbau. Das bedeutet, so Dr. Heike Brenken: "Kein chemischer Pflanzenschutz, keine synthetischen Düngemittel und keine Beregnung".

Einen Einblick in die Arbeit auf dem Landschaftspflegehof erhalten Besucher am Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr beim großen Hoffest. Vom Schauhüten mit Border Collies über Lämmerscheren reicht das Programm bis zur Vorführung landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen aus Vergangenheit und Gegenwart: Die Sense ist ebenso dabei wie moderne Schleppertechnik.

Außerdem gibt es einen Hofmarkt mit Anbietern regionaler Spezialitäten von der Schnuckenbratwurst bis zum Heideschnaps, Vorführungen alter Handwerkstechniken, Musik und eine Hüpfburg aus Stroh für Kinder.