Wer Wahlen gewinnen will, muss die Frauen gewinnen. Diese Erkenntnis hat sich spätestens vor 90 Jahren durchgesetzt. Denn (erst) seit dem Jahr 1919 ist das Frauenwahlrecht in der deutschen Verfassung verankert.

Winsen. Eine Ausstellung im Winsener Kreishaus widmet sich jetzt dem gezielten Buhlen um weibliche Wählerstimmen - von 1919 bis in die Gegenwart.

Wie sich die Zeiten geändert haben, wird schon im Eingangsbereich deutlich. So hängt das mit digitalen Bildbearbeitungsprogrammen optimierte Antlitz von Angela Merkel aus dem Jahr 2002 einem martialisch wirkenden Wahlplakat aus dem Jahr 1919 gegenüber. Beide Bilder trennen Welten. Doch es eint sie die Absicht: Die Botschaft an die Frau bringen!

Wie sich die Ansprache der Adressaten verändert hat, wird in den Slogans deutlich. Während vor 90 Jahren noch im zackigen Befehlston gefordert wurde "Deutsche Frauen, wacht auf! Tut eure Pflicht!", so sind die Formulierungen im Laufe der Zeit weicher, subtiler, vielleicht auch witziger geworden. Eine junge Frau auf einem CDU-Plakat meint etwa: "Wenn mein Freund so viele Versprechen gebrochen hätte wie der Kanzler, würde ich ihn rausschmeißen".

Insgesamt liefert die Exposition nicht nur einen umfangreichen Überblick zum Thema Frauenwahlrecht, sondern informiert auch fundiert über Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen. Nicht umsonst ist die Schau mit "... um die Stimmen der Frauen - das Frauenbild der Parteien im Wandel der Zeit" überschrieben.

Dieses Anliegen unterstrich während der Eröffnung auch Irene Dilger, Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises. Landrat Joachim Bordt (FDP) machte sogar nicht nur einen Wandel im Frauenbild aus, sondern auch eine Kontinuität im Frauenbild. Er schlug deshalb vor: "Schauen wir uns die Wahlplakate von gestern genau an, wir werden mit Sicherheit die von heute besser verstehen.

Die Ausstellung ist ab sofort im Kreishaus, Gebäude B, Schlossplatz 6 in Winsen zu sehen. Geöffnet ist während der Sprechzeiten des Kreishauses.