Gestern kam ich zufällig an der Seemannsmission in der Großen Elbstraße vorbei. In meinen Gedanken spulte sich die Zeit um ein halbes Jahrhundert zurück.

Nur ein paar Schritte weiter lagen Fischdampfer im Altonaer Fischereihafen. Gleich neben der Seemannsmission befand sich eine Kneipe. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß.

Gingen sie von Bord, nahmen viele Trawler-Matrosen Kurs auf diese Kneipe. Die Jan Maaten hatten noch das Salz der See vor Island und rund um die Lofoten auf der Haut. Sie hatten noch das Heulen der Nordatlantikstürme in den Ohren. Doch schon dröhnte der Musikautomat, die Mädchen kreischten vor Lachen, wie aus Wolken fallende Sturmmöwen. Auch die Flaschen im Regal begannen zu tanzen. Die Kneipe stampfte wie unter schäumenden Brechern im strammen Nordwest. Langsam und grollend braute sich ein Orkan zusammen. Stühle krachten, Glas zersplitterte, und für alles war es mal wieder zu spät. Die Kneipe tanzte kreisend auf donnernden Wogen gen Himmel. Und Petrus, der Schutzheilige der Fischer, entschuldigte sich zaghaft bei Gott und murmelte: "Die Jungs sind manchmal etwas wild." Doch sein Boss winkte beruhigend ab und sagte nur: "Halb so schlimm."

Den Fischereihafen und die Kneipe gibt es seit Langem nicht mehr. Aber die Seemannsmission steht heute noch dort. Übrigens, einige Oldtimer sind davon überzeugt: Heute ist alles anders bei der christlichen Seefahrt - die Matrosen, die Schiffe und vielleicht sogar die See. Alles klar?