Bei Sanierungsarbeiten stellte Rainer Kudlek verdächtiges Material sicher. Die Winsener Hanseschule bleibt bis zum Wochenende geschlossen.

Winsen. Wegen Asbestgefahr bleibt die Winsener Hanseschule bis zum Wochenende geschlossen. Gestern informierte der Erste Stadtrat Christian Riech den Schulelternrat und die Schulleitung über die Ergebnisse eines Gutachtens, in dem es um die Asbestbelastung nach Sanierungsarbeiten an der Schule geht. Nur in einem Raum war eine geringe Asbestbelastung nachgewiesen worden. Allerdings muss die Firma, die die Abbrucharbeiten im Dachbereich bis jetzt vorgenommen hat, jetzt die noch vorhandenen Asbestreste absaugen.

Auf Entscheidung des Schulleiters Rainer Kudlek war die die Winsener Hanseschule Montag und Dienstag bereits geschlossen worden. Schon Freitag war der Unterricht ausgefallen, weil Baugerüste die Notausgänge der Schule versperrten und die Gefährdungsbeurteilung durch den Schulleiter einen Unterricht unter diesen Umständen nicht zuließ.

Die Sanierungsarbeiten an der Grund- und Hauptschule in der Fuhlentwiete hatten bereits vor den Sommerferien begonnen. In diesem Zusammenhang waren vor eineinhalb Wochen Dachblenden aus Leichtbeton im Außenbereich der 1968 eröffneten Schule entfernt worden. Aufmerksame und besorgte Lehrer äußerten schnell die Vermutung, dass die Verblendungen Asbest enthalten könnten. Daraufhin sicherte der Schulleiter ein Beweisstück, bevor sämtliche Platten verschwanden. "Das geschah am 14. August während des Schulbetriebs", erinnert sich Schulleiter Rainer Kudlek. Dabei seien Platten zerbrochen. Kleine Bruchstücke hätten vor dem stark frequentierten Ein- und Ausgang zum Pausenhof gelegen. Hunderte Schüler seien darüber gelaufen, hätten die Krümel sowohl auf den Schulhof getragen als auch in die Flure und Klassen der Schule.

Kudlek informierte Stadt, Landkreis und das Architektenbüro über die Befürchtungen. Da in den folgenden Tagen nichts geschah, schickte er vor einer Woche eine Materialprobe an das Umweltinstitut in Bremen. Montag erschien ein Vertreter des Hochbauamtes in Begleitung eines Sachverständigen und einer Architektin. "Ich hatte den Eindruck, der Sachverständige ging sofort davon aus, dass Asbest im Material vorhanden sei. In diesem Zusammenhang sprach er vom Absaugen." Die Vermutung, krebserregende Fasern in asbesthaltigen Materialien könnten freigesetzt oder in der Schule verbaut worden sein, beunruhigt Lehrer wie Eltern. Drei Krebserkrankungen habe es im vergangenen Jahr im Kollegium gegeben. So steht dann auch der Schulelternrat hinter der Entscheidung des Schulleiters.

Kudlek: "Ich muss die Beschulung von 480 Schülern gewährleisten - die Stadt ist für die bauliche Situation zuständig. Solange eine mögliche Asbestbelastung nicht ausgeschlossen ist, Kinder und Lehrer gesundheitlich gefährdet sind, kann ich einen normalen Schulbetrieb in der Schule nicht zulassen. Ich brauche eine zertifizierte Freigabe der Stadt. Dazu gehört dann auch die notwendige Säuberung aller Räume."

Darüber hinaus will der Schulleiter mit der Stadt kooperieren und nach Möglichkeiten suchen, die Schüler zu unterrichten. Das könne nachmittags in anderen Schulen geschehen. Die Stimmen aus dem Kollegium der Hanseschule sind kritisch: Vertuschung, fehlende Transparenz, mangelhafte Information sowie unsaubere Arbeit der beteiligten Firmen.