Während eines Ateliergespräches fragte mich der Künstler plötzlich und ganz unvermittelt: “Wie rühren Sie eigentlich Ihre Suppe im Topf?“

Ich stutzte, schwang im Geiste meinen Holzlöffel durch die Kartoffelsuppe und antwortete schlagkräftig: "Links herum." Gegen den Uhrzeigersinn, das stimmte den Maler sichtlich froh. Links herum Gerührtes würde erstens besser schmecken, behauptete er, zweitens Glück bringen und sei für Rechtshänder die natürliche Wendung.

Der kann ja viel behaupten, dachte ich mir, aber der Künstler ging noch einen Schritt weiter und veranstaltete einen Test mit seinen Gesprächspartnern. Er reichte jedem Rechtshänder einen Suppenlöffel und ließ uns drehen, einmal rechts, einmal links herum. Und er bat uns, währenddessen den freien Arm auszustrecken und ihn kräftig in der Waagerechten zu belassen. Dann machte er seine Runde und versuchte, unsere ausgestreckten Arme nach unten zu drücken. Ich staunte nicht schlecht über die Ergebnisse: die Rechtsdreher unter uns verloren sofort ihren Widerstand. Ihre kraftvoll gehaltenen Arme sackten nach unten. Alle anderen blieben in der Waagerechten.

Ein ungewöhnliches Ateliergespräch, dachte ich mir, während ich am nächsten Tag meine Möhrensuppe rührte - wie immer mit der rechten Hand und selbstverständlich wie immer gegen den Uhrzeigersinn.