Die Gastgeber in Neu Wulmstorf hatten viel vorbereitet. Aber die Politikerin kam verspätet und blieb nur kurz.

Neu Wulmstorf. Welch eine Aufregung: Im Mehrgenerationenhaus wurde Kuchen im Akkord gebacken, literweise Kaffee gekocht und die Kinder sind fein rausgeputzt. Schließlich hat sich hoher Besuch angekündigt. "Nur noch eine Viertelstunde, dann ist sie da, die Frau von der Leyen.", stellt Uschi Mathé, Mitarbeiterin des Frauen- und Mütterzentrums Courage e.V., beim Blick auf die Uhr fest. Es ist 15.45 Uhr.

Dass es sich noch etwas hinzieht, bis die Bundesfamilienministerin erscheint, lässt die Spannung noch mehr steigen. Selbst Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig (SPD) und Michael Grosse-Brömer (CDU-MdB) würden vor lauter Nervosität gern ein Stückchen Bienenstich verputzten, wenn sie nicht noch die bevorstehende "kleine Verabredung mit Frau von der Leyen" hätten. Schließlich erscheint Ursula von der Leyen um 16.15 Uhr. In Begleitung von zwei Bodyguards und drei weiteren Mitarbeitern schreitet sie die Treppen zum Garten hinunter. Nach der Begrüßung durch Projektkoordinatorin Sylvia Pfeiff hält die Ministerin eine kurze Ansprache: Über Familienstrukturen und das Voranschreiten ihres Projektes von Mehrgenerationenhäusern. "Jedes einzelne Haus, wie auch das hier in Neu Wulmstorf ist unverwechselbar", sagt sie.

Bei der anschließenden Führung, die eigentlich schon für 16.14 Uhr geplant war, nimmt sie sich dennoch jeweils ein paar Minuten, um mit den Besuchern des Hauses ins Gespräch zu kommen. "Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich eine Runde Skat mit ihnen spielen", sagt die Familienministerin lachend zu einer Gruppe Rentnern beim Kartenspiel. Bei der Sprachlerngruppe, in der Frauen mit Migrationshintergrund Deutsch lernen, berichtet die Ministerin von ihrer Erfahrung, im Ausland zu leben. "Als mein Mann und ich Anfang der 90er-Jahre in die USA gezogen sind, war es für mich schwierig. Ich fühlte mich häufig einsam, weil ich die fremde Sprache noch nicht so gut sprechen konnte." Mehr Zeit für solche zwischenmenschlichen Gespräche hat Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch in Neu Wulmstorf jedoch nicht Es ist kurz vor fünf. Da drängt schon der nächste Termin.

"Sie kam viel zu spät und ging viel zu früh.", fasst eine Teilnehmerin des Sprachkurses die Stimmung zusammen.