Kolumbien ist ihr Leben. Jede freie Minute nutzt Ute Sonntag um ihre “Lebensaufgabe“, wie sie es nennt, voran zu treiben. Die Jesteburgerin ist die erste Vorsitzende des Vereins “Kinderhilfe für Kolumbien“, der nun seit bereits 30 Jahren besteht.

Jesteburg. Um dies zu feiern, veranstaltete die 64-Jährige mit anderen ehrenamtlichen Helfern am Sonnabend eine Jubiläums- und Informationsveranstaltung rund um die Arbeit des Vereins im Heimathaus in Jesteburg.

"Wir möchten, dass alle Menschen erfahren, dass unsere Arbeit alleine wohltätigen Zwecken zu Gute kommt", sagt Ute Sonntag. "Jeder Pate bekommt regelmäßig einen Bericht über das Projekt, das er unterstützt." Besonders gefreut hat sich der Verein über den Besuch der heute 30 Jahre alten Lorena Borjas, ein ehemaliges Patenkind aus Kolumbien. Dort wuchs sie in der Obhut des Vereins auf und ist diesem heute unendlich dankbar. "Ich habe mich sehr beschützt gefühlt und hätte ohne das Engagement des Vereins nie einen Zugang zur Bildung gehabt", sagt die Physiotherapeutin, die heute mit ihrem Partner in Paris lebt. Bereits seit ihrem elften Lebensjahr hatte die junge Frau im Verein mitgeholfen, konnte so ihr Abitur machen und Schwesternhelferin werden. Durch die Patenschaften hatte sie danach sogar die Möglichkeit zu studieren.

Heute unterstützt Lorena Borjas selber eine Patenfamilie in Kolumbien. Bei ihrer Arbeit als Therapeutin lernte sie einen behinderten Mann kennen, der nicht mehr in der Lage war, seine Familie zu ernähren. "Ich gebe damit zurück, was ich an Unterstützung bekommen habe", sagt Borjas und lächelt. "Ansonsten verbindet mich nichts mehr mit dem Land. Ich werde es vielleicht einmal wieder besuchen, aber zurück werde ich nicht gehen."

Während Lorena von ihrer Erfolgsgeschichte berichtet, steigen Ute Sonntag Tränen in die Augen. "So etwas zu hören macht mich glücklich, denn dann weiß ich, dass unsere Arbeit richtig ist", so die 64-Jährige. "Denn eins ist klar: Wenn Kinder dort nicht unterstützt werden, dann haben sie keine Zukunft." Dieser Gedanke führt Ute Sonntag jedes Jahr wieder nach Kolumbien. Dort trifft sie Entscheidungen über neue Anschaffungen und verrichtet alles, was nicht von Jesteburg aus geregelt werden kann. "Gerade haben wir eine Säuglingskrippe eröffnet", sagt Sonntag und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. "Aber die ist natürlich schon sehr überlaufen. Bereits sehr früh am Morgen stehen die Mütter an den Türen und wollen ihre Babys bei uns abgeben, da sie es nicht mit zur Arbeit nehmen können." Doch derzeit müssen alle abgewiesen werden - die Wartelisten sind lang. Geführt werden die Einrichtungen in verschiedenen Orten Kolumbiens von Einheimischen. Insgesamt 18 von ihnen sind ehemalige Patenkinder.

Die Arbeit des Vereins kann zwar nicht allen Kolumbianern helfen, aber sie gibt vielen eine Chance, ins Leben zu starten.