Vor 65 Jahren war Maria Brizhik zum letzten Mal in Emmelndorf, dem Ort, an dem sie am 20. Juni 1944 zur Welt kam. Jetzt folgt sie im September einer Einladung des Hamburger Senats und kehrt für einige Tage zurück - und nichts wird mehr so sein, wie sie es aus der Erinnerung ihrer Eltern kennt.

Harburg/Emmelndorf. Die Eltern waren im Sommer aus ihrer ukrainischen Heimat nach Emmelndorf verschleppt worden, wo sie auf dem "Gut Haidhöhe" Zwangsarbeit leisten mussten. Nun möchte die 65-Jährige mehr über das Leben der osteuropäischen Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg in Hittfeld und Umgebung erfahren. Deshalb sucht jetzt der Freundeskreis KZ Gedenkstätte Neuengamme Zeitzeugen, die Maria Brizhik dabei helfen können, die Spuren ihrer Vergangenheit wieder zu finden.

"Verschiedene Menschen haben während des Kriegs eine schützende Hand über die Familie gehalten, und Frau Brizhik möchte diesen danken", erklärt Klaus Möller vom Freundeskreis KZ Gedenkstätte Neuengamme. "Deshalb suchen wir jetzt Menschen, die sich an das ehemalige ,Gut Haidhöhe' erinnern können." Heute befindet sich seit mehr als 50 Jahren die Anlage des Hamburger Land- und Golfclubs in der Lüneburger Heide auf dem Gelände des ehemaligen Guts. Aus alter Zeit sind nur noch das Wirtschaftsgebäude und das einstige Kutscherhaus erhalten.

Maria Brizhik hofft nun auf Begegnungen mit Menschen, die die Familie Wohlers, Heitmann und Scherf gekannt haben. Diesen hat sie vieles zu verdanken, denn sie weiß inzwischen, dass Kinder von "Ostarbeiterinnen" den Nationalsozialisten aus rassischen und ökonomischen Gründen alles andere als willkommen waren. Nicht selten mussten osteuropäische Mütter ihre Säuglinge nach der Geburt abgeben - der ukrainischen Familie auf dem "Gut Haidhöhe" blieb dies erspart.

Das Besucherprogramm, an dem Maria Brizhik teilnimmt, wird seit mehr als acht Jahren vom Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme e.V. betreut. Von ihm werden die Gäste zu ihren ehemaligen Arbeitsplätzen begleitet und Begegnungen vermittelt.

Der Verein hofft nun darauf, Personen zu finden, die Maria Brizhik bei der Aufklärung ihrer Vergangenheit behilflich sein können. Wer helfen kann, sollte sich bei Klaus Möller, Freundeskreis KZ Gedenkstätte Neuengamme melden unter04108/490 345 oder per E-Mail an imoller@aol.com .