Gemeindepolitiker sind überrascht von dem strikten Kurs der Kreisbehörde. Die Radsportler sind enttäuscht.

Neu Wulmstorf. Für den Radsport ist in Neu Wulmstorf offenbar kein Platz mehr: Die Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg jedenfalls hat den Antrag der "Renngemeinschaft Uni Hamburg" abgelehnt, am 19. September ein Radrenntag auf dem früheren Bundeswehrübungsgelände der Röttiger-Kaserne in Neu Wulmstorf veranstalten zu dürfen. Die Panzerringstraße des ehemaligen Truppenübungsplatzes war jahrelang Schauplatz von Radrennen für Breitensportler. Die Behörde begründet ihr Nein mit dem Naturschutz - und einer befürchteten Klagewelle der Logistikparkgegner aus Mienenbüttel.

Wo einst die Bundeswehr mit Panzern den Ernstfall übte, entsteht zurzeit das Naturschutzgebiet Wulmstorfer Heide. Die Gemeinde Neu Wulmstorf hat der Naturschutzstiftung rund 180 Hektar des früheren Truppenübungsplatzes verkauft, um dort ein Naherholungsparadies zu schaffen. In der Wulmstorfer Heide liegen auch ökologische Ausgleichsflächen für den Bau des "LogPark Hamburg" in Mienenbüttel.

In seinem Schreiben an die Renngemeinschaft Uni Hamburg begründet Naturschutzbehördenleiter Rainer Böttcher die Absage so: Die Ausweisung als Naturschutzgebiet und als ökologische Ausgleichsfläche erlaube die Durchführung und Etablierung sportlicher Veranstaltungen nicht. Böttcher argumentiert auch mit möglichen Klagen von Logistikparkgegnern, die eine Zweckentfremdung der ökologischen Ausgleichsflächen ins Felde führen könnten: "Heute und in Zukunft dürfen keinerlei klagerelevanten Aktivitäten stattfinden", heißt es dem Schreiben.

Also keine sportlichen Veranstaltungen in dem Neu Wulmstorfer Naherholungsgebiet? Führende Politiker aus der Gemeinde sind überrascht vom dem strikten Kurs der Naturschutzbehörde. "Im begrenzten Rahmen", so SPD-Fraktionschef Uwe Gudowius, sollte Radsport dort stattfinden können. "Ein bis vier Rennen im Jahr halte ich für unproblematisch", sagt auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Lüdemann. Die CDU habe sich in dem Gebiet eine Symbiose aus Wanderern, Radfahrern und Reitern vorgestellt. Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) dagegen sagt: "Wenn die Naturschutzbehörde naturschutzrechtliche Gründe anführt, haben wir als Gemeinde keinen Einfluss."

Bis zu 300 Radsportler verschiedener Altersklassen aus Hamburg und Umgebung sollten am 19. September in Neu Wulmstorf starten - nach der Absage des Landkreises habe die RG Uni Hamburg ihre Planung frustriert aufgegeben. "Ein Rückschlag für den Radsport", sagt Volker Heyer aus Neugraben, 2. Vorsitzender des Hamburger Radsportverbandes. In Hamburg gebe es zu wenig Rennen für Breitensportler. "Reiter dürfen durch das Naturschutzgebiet", wundert sich Heyer, "aber Radfahrer auf der Betonpiste nicht. Das ist widersinnig."