Die Jungen und Mädchen der Grundschule testeten an der Fußgängerampel das Verhalten der Fahrer.

Holm-Seppensen. Nicht nur Schiedsrichter beim Fußball verteilen rote Karten. Gestern zückten auch die Grundschüler der Mühlenschule in Holm-Seppensen rote, aber auch grüne Karten - und zwar um das Verhalten der Autofahrer nahe ihrer Schule zu bewerten. "Die rote gibt es, wenn die Leute etwas falsch gemacht haben, die grüne, wenn alles richtig gelaufen ist", sagt die sieben Jahre alte Merle und präsentiert stolz die bunten, bemalten Karteikarten. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden der 2b stand das Mädchen früh am Morgen an der Ampel an der Niedersachsenstraße auf Höhe des Jungfernstiegs, um dort die vorbei fahrenden Autos zu beobachten.

Und dann wurde es spannend: "Wir drücken jetzt die Ampel und gucken mal, welche Autos ordnungsgemäß anhalten", sagte Dirk Gottlaß von der Polizeiinspektion Harburg, der an diesem Tag Verkehrsübungen mit den Grundschülern durchführte. "Und dann schauen wir natürlich auch nach den Autos, die zu spät angehalten haben - bei Gelb soll nämlich eigentlich schon gestoppt werden." Daraufhin wurde immer wieder die Fußgängerampel aktiviert, die Kinder beobachteten die Autofahrer genau und belohnten, beziehungsweise verwarnten sie mit ihren Karteikarten.

Glücklichweise mussten kaum rote Karten verteilt werden. Autofahrer, die zu schnell die Straße entlang fuhren oder an der Ampel zu spät anhielten, ergriffen oftmals schnell die Flucht. Alle anderen wurden umso mehr mit Lob belohnt. "Ich hab' der Frau eine Karte gegeben, da steht ,Ich find Sie toll' drauf", sagt die sieben Jahre alte Amy. "Die hat sich ganz doll gefreut." Nahezu alle Autofahrer reagierten positiv auf die Aktion der Kinder und bedankten sich herzlich für ihre grüne "Lobkarte". Die Schüler beobachteten den Verkehr und stellten empört Missstände im Straßenverkehr fest. "Da hat eben einer mit dem Handy telefoniert", ärgerte sich Kim. "Das ist auch verboten." An diesem Tag wurden jedoch nicht nur Verkehrssünder beobachtet, sondern die Schule hatte einen groß angelegten Projekttag zum Thema "Verkehrssicherheit" organisiert. Im Laufe des Tages gab es zum Beispiel ein Fußgängertraining für die Kleinsten, die älteren konnten kostenlos ihr Fahrrad auf Mängel überprüfen lassen. "Etwa 80 Prozent der Fahrräder sind vollkommen in Ordnung", berichtet Ralf Kleinknecht, Besitzer vom Geschäft "Fahrrad-Schloss" in Holm Seppensen. Zudem wurde gemeinsam ein großes Banner mit der Aufschrift "Tempo runter, bitte" auf Höhe des Ortseingangs über der Hauptstraße aufgehängt.

"Viele Kinder wissen bereits sehr gut darüber Bescheid, wie man sich im Straßenverkehr verhalten muss", sagt Polizist Niß Matthisen, der für die Verkehrserziehung in den Schulen der Umgebung zuständig ist. "Vieles wird schon in den Kindergärten erklärt, und wir müssen das dann in den Schulen nur noch ein wenig auffrischen."