Es wimmelt von Tipps für Bewerbungsgespräche. In Büchern, Artikeln und Seminaren, sogar für Führungskräfte, werden Anregungen für positive Körpersprache vermittelt. Diese soll bewusst eingesetzt werden.

Interessierte Bewerber erfahren, dass Körpersprache die Karriere beschleunigen kann. Körpersprache, so heiß es, beginnt bei den Füßen und geht bis zur Kopfhaltung. Wird diese Erkenntnis kompetente Führungskräfte verblüffen? Zur weiteren profunden Wissensvermittlung gehört zum Beispiel: Wer breitbeinig steht, wirkt standfest und realistisch. Die Ausstrahlung von Selbstbewusstsein geschieht hauptsächlich über den Oberkörper. Wer aufrecht steht, gilt als aufrechter Charakter. Ich frage mich: Sind diese Kriterien so unbekannt, dass man sie üben und bewusst beim Bewerbungsgespräch einsetzen muss? Was passiert, wenn man nach erfolgreicher Bewerbung vergisst, breitbeinig zu stehen? Muss man das Körpersprachen-Theater bis zur Rente durchhalten? Als ich mich vor langer Zeit als Schreiberling und Übersetzer bewarb, haben wohl nicht meine Texte die Bosse überzeugt. In früher Jugend kreuzte ich nämlich als Matrose auf schwankenden Planken rostiger Seelenverkäufer die Meere. Ich ging darum so breitbeinig, dass ich kaum durch Bürotüren kam. So machte ich wohl einen standfesten Eindruck. Ob ich bei manchen Themen nicht ernst genug bin? Aye aye! Hat aber noch niemand durch meine Körpersprache bemerkt.