Das Bezirksamt hat kein Geld, um die Fußgängerbrücke erneut sauber zu machen.

Neugraben. Wer sich vom Neugrabener Bahnhof aus zum Einkaufszentrum Marktpassage aufmacht und die Brücke über die Cuxhavener Straße nutzt, dem bietet sich kein schöner Anblick: Die Brüstung wird offenbar von Graffiti-Sprayern als Übungsgelände missbraucht. Diverse so genannte Tags wurden an die Betonwände gesprüht.

"Es sieht wirklich eklig aus. Ich ärgere mich immer wieder, wenn ich hier rübergehen muss", sagt Abendblatt-Leserin Eike Bock (70). Dabei sei der Abschnitt erst im vergangenen Jahr neu gestrichen worden. Mehrere Beschwerden bei Polizei und Harburger Bezirksamt hätten nichts ergeben. "Da fühlt sich keiner zuständig", sagt die Rentnerin, die seit 20 Jahren in Neugraben lebt. Doch hat das Bezirksamt diesen "Graffiti-Schwerpunkt" im Blick. Allerdings: "Unser Budget reicht für Reinigungs- und Verschönerungsmaßnahmen einfach nicht aus. Es gibt wichtigere Bereiche, unter anderem Sicherheit, für die wir unser Haushaltsgeld benötigen", sagt Petra Schulz, Pressesprecherin des Harburger Bezirksamtes. Tatsächlich sei der Abschnitt in 2008 mit einem hellen Anstrich versehen worden - von Jugendlichen der gemeinnützigen Beschäftigungsinitiative "Jugend in Arbeit".

"Würden wir einen entsprechenden Auftrag an ein privates Unternehmen vergeben, müssten wir 20 000 Euro ausgeben. Das ist nicht drin."

Bereits seit zwölf Jahren gibt es bei der Polizei eine Sonderkommission, die sich mit Graffiti-Tätern beschäftigt. "Wenn man gegen die meist jugendlichen Täter nicht vorgeht, gerät schnell ein Stadtteil in Verruf, verwahrlost zu sein", sagt Jürgen Bramsiepe (54), Sachgebietsleiter "Graffiti". Harburg sei glücklicherweise kein Haupteinsatzgebiet der Sprayer.

Heike Bock wünscht sich von der Verwaltung mehr Ideenreichtum. Die Brücke könne von den Sprayern selbst oder von Kindern mit bunten Bildern verschönert werden. "Über die Motive kann man sich ja abstimmen. An den Bahnhöfen in Stelle und Maschen hat man es genauso gehalten. Dort gibt es keine hässlichen Schmierereien mehr." Doch entsprechende Pläne gibt es bislang nicht. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg", so die 70-Jährige kopfschüttelnd.