Maria hat eine kleine Bleibe an der Ostsee. Die netten Gäste ihrer Ferienwohnung wollten nach dem Ende ihrer dortigen Sommerwochen den Schlüssel per Einschreiben an sie zurück schicken. Und was kommt da an?

Ein säuberlich aufgeschlitzter Briefumschlag. Kein Schlüssel drin. Maria ist sauer. Gaunerbande. Das ist kein Kavaliersdelikt, das ist Diebstahl fremden Eigentums. Was hätte dieser harte Gegenstand denn sein sollen? Schmuck? Zwei-Euro-Münze? Gold? Maria wünscht diesen Dummbaddeln was hinter die Ohren, denn wer geht jetzt los und lässt einen neuen Schlüssel machen? Sie. Wer düst zur Post und lässt den Weg des Einschreibens zurückverfolgen?

Die Kurzzeitdenke von Leuten, die wegen nichts irgendetwas anzetteln, ist von Übel. Macht keinen Eindruck, ist Lichtjahre entfernt von jeder Art von Coolness und eigentlich keinen Buchstaben wert. Trotzdem. Es muss mal raus, denkt Maria und schreibt mir einen Brief, der sich gewaschen hat. Will einfach ihren Frust loswerden. Ich habe nicht gewusst, dass Maria so schlecht gelaunt, so sauer sein kann. Und so treffsicher formulieren. Ist schon was dran, an dem "Sich-etwas-von-der-Seele-schreiben." Sehr milde endet der Brief. Von Verständnis spricht die Freundin fast, wer hätte das gedacht. Morgen gehen wir in die Stadt. Während die kleine Werkstatt einen neuen Schlüssel anfertigt, bummeln wir durch den Sommertag. Und fahren nächste Woche mal an die See. Mal sehen, ob der neue Schlüssel passt.