Aller Protest verlief friedlich und setzte auf Argumente. Es flogen keine Steine. Darauf ist Max Lauschner (84), “Mister Ortsumgehung Finkenwerder“, rückblickend besonders stolz.

Finkenwerder. Aller Protest verlief friedlich und setzte auf Argumente. 1973 war Lauschner der Erste, der sich für den Bau einer Umgehungsstraße einsetzte, gestern - nach 36 Jahren und unzähligen Demonstrationen der 12 500 Bewohner Finkenwerders - wurde tatsächlich mit dem Bau der Straße begonnen. Ein Bagger schuf zunächst Platz für künftige Baubüro-Container südwestlich der Finkenwerder Straße am Rande des Spülfelds Finkenwerder Blumensand. "Heute ist ein Freudentag für mich", sagt Lauschner, "ich denke es ist auch unser Verdienst, dass es durch unsere Beharrlichkeit jetzt zum Bau der Straße kommt." Knapp 60 Millionen Euro soll der Straßenbau kosten. Fertigstellung in etwa drei Jahren.

Zurückblickend erinnert Lauschner, der beruflich als Betriebswirt bei der Deutschen Werft und der Sietas Werft beschäftigt war, an die Folgen der Flutkatastrophe 1962. Danach wurde die Einmündung der Alten Süderelbe ins Mühlenberger Loch zugeschüttet und entlang der neuen Elbdeiche wuchs vom Alten Land her die Kreisstraße 39 nach Finkenwerder hinein, machte seit Ende der 1960er-Jahre aus dem einstigen Elbinsel-Fischerdorf einen Ort mit Durchgangsstraße.

Lauschner: "Unsere innerörtlichen Dorfstraßen waren ursprünglich für Pferdefuhrwerke angelegt, aber nicht für fast 25 000 Autos am Tag, davon etwa sechs Prozent Lastwagen. Entsprechend haben in der Zwischenzeit auch viele Häuser Risse bekommen." 1973 hatte Lauschner, damals 48 Jahre alt und Angehöriger der CDU-Fraktion im Ortsausschuss Finkenwerder, einen ersten Antrag zum Bau einer Umgehungsstraße gestellt. "Es war doch schon damals erkennbar, dass diese Ortsdurchfahrt dem steigenden Aufkommen an innerörtlichem, außerörtlichem und industriellem Verkehr nicht gewachsen war", sagt er. Auch als Lauschner Anfang der 1980er-Jahre als Abgeordneter in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte saß, ließ er in der Sache nicht locker. "Damals war die SPD in Hamburg am Ruder. Und die hatten schließlich auch die A 26 im Blick, von der sie sich eine Entlastung versprachen. Ich habe aber immer die Notwendigkeit gesehen, eine ortsnahe Umgehungsstraße für Finkenwerder zu schaffen", erinnert sich Lauschner.

Und dann gab es 1983 einen tödlichen Verkehrsunfall auf dem Neßdeich, der Ortsdurchfahrt. Ein elf Jahre altes Mädchen wurde überfahren. Unter dem Vorsitz von Max Lauschner gründete sich die "Bürgervereinigung Umgehungsstraße Finkenwerder" (BUF), die bis 1993 etwa 20 Demonstrationen organisierte. Um unparteiisch tätig sein zu können, war Lauschner aus der CDU ausgetreten. Als die Baubehörde damals eine Straßenplanung, die sogenannte "Airbustrasse", vorlegte, mit der die BUF einverstanden war, löste sich der Verein auf, blieb aber weiterhin in der Sache aktiv. Lauschner: "Es gab ja viele Widerstände, von Seiten der Umweltbehörde, von Obstbauern oder auch vom Bezirksamt Harburg." Die Bezirke Harburg und Mitte einigten sich noch auf eine Variante, die "Bezirkstrasse" über den Nordrand des Spülfelds und Anbindung in Höhe des Flugzeugwerks. Lauschner: "Das war für uns keine Lösung." Ab 1993 setzten Anwohner der Durchgangsstraße in der Initiative "Ortsumgehung jetzt" die Aktivitäten mit etwa 20 Großdemonstrationen fort.