Allergien sind nervig und Allergiker eine Spezies für sich. Eine Zeit- und Modeerscheinung. Über all krabbelt und juckt es, und lauter rote Pusteln auf der Haut sind auch nicht gerade schick.

Irgendwie stehen Allergiker bei mir immer ein wenig im Verdacht, wie Molières eingebildeter Kranker zu sein. Laktoseunverträglichkeit hier, Glutenintoleranz da. Bei manch einem Zeitgenossen vermute ich, dass er nur ins Restaurant geht, um dem Kellner genüsslich aufzuzählen, was er alles nicht verträgt: Möhren, Tomaten, Nüsse - oder Knoblauch: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Eigentlich geht es schlicht um ein bisschen Extravaganz im Alltag.

Na ja, aber jetzt bekommen die vielen Allergiker in Deutschland Rückenwind aus der Forschung: Allergien werden salonfähig. Neulich las ich nämlich, dass Allergien Beweis einer Hypersensibilität sind und das Ganze wiederum ein möglicher Beleg für eine Hochbegabung ist. Richtig gelesen: All jene überreizten Hypochonder und Hysteriker, denen es nach dem Genuss von Erdbeeren und was weiß ich um die Lippe kribbelt und schwillt, haben nun amtlich einen Beweis ihrer Brillanz. Denn nur wer besonders feinnervig, reizoffen, sozusagen quaddelaffin ist, darf sich womöglich zu den Hochbegabten zählen: Dafür brauche es nämlich eine "Übererregbarkeit der Sinne", so die medizinische Studie.

Ach ja, neulich hatte ich viele hässliche Hitzepickel. Heißt das . . .? Ich bin mir jedenfalls sicher, dass die Zahl der gefühlten Allergiker in den nächsten Wochen exorbitant steigen wird - denn wer hat nicht Lust, zu den Hochbegabten zu zählen? Das bisschen Kribbeln nimmt man dafür doch in Kauf.