Die Urlauber Sarah (21) und Björn (29) aus Hessen lieben die Weite und ihren Ferienhof. Und sie erzählen, warum Undeloh schöner ist als Mallorca.

Undeloh. Auf Mallorca würden sie nicht weiter auffallen. In Undeloh schon. Denn ein so junges Paar sieht man selten unter den Urlaubsgästen in der Nordheide - eine Region, in die es vor allem die Generation über 50 und Familien mit Kindern zieht. Die 21 Jahre junge Sarah Werner und Björn Grautstück (29) aus dem hessischen Dorf Roda (rund 500 Einwohner) sind zweifelsohne ganz besondere Touristen im Landkreis Harburg. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagen die beiden, warum fünf Tage Urlaub in Undeloh schöner als eine Woche in Palma sind.

Der weite Horizont. Was Einheimischen vermutlich gar nicht auffällt, ist ein Pfund, mit dem die Tourismusregion Lüneburger Heide wuchern kann. Zumindest bei Menschen wie Sarah und Björn, die zu Hause von Wald umzingelt sind. "Man kann hier so herrlich weit gucken", schwärmt die junge Frau aus dem hessischen Burgwald. Der gemeinsame Urlaub im Land der Heidschnucken ist das Geburtstagsgeschenk an ihren Freund.

Wie stoßen junge Leute aus Hessen auf den Urlaubsort Undeloh? Das Heidedorf war ein beliebtes Ferienziel von Sarahs Großeltern. Als Kind ist sie selbst zweimal mit gewesen - und hat schöne Erinnerungen daran. Kurios: In Undeloh kaufen die beiden Urlauber Briefmarken, die das Frankenberger Rathaus zeigen. Das ist nur zehn Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. "Jetzt bekommt die Oma Urlaubspost mit Motiv aus der Heimat", schmunzelt Björn, ein Groß- und Außenhandelskaufmann.

Für ihren Urlaub haben Sarah und Björn ein Doppelzimmer auf dem Ferienhof Heins gebucht. "Das ist schöner als im Hotel", sagt Sarah, "hier werden wir persönlich angesprochen." Familie Heins setzt seit den 70er-Jahren auf den Tourismus. Sechs Ferienwohnungen und sechs Doppelzimmer bietet der Hof, zu dem Kutschen, ein Streichelpony und Gästepferdboxen gehören.

Nach knapp vier Stunden Autofahrt startet das Paar aus dem Burgwald in Hessen seinen Urlaub mit einem fünf Kilometer langen Spaziergang in der Heide. Zum Abendessen geht's in die Pizzeria nach Hanstedt - das war der Montag. Am zweiten Tag folgt der zweite Fußmarsch: Diesmal zum Wilseder Berg, zurück geht es in der Kutsche mit dem Heide-Shuttle. Abends probieren Sarah und Björn die heimische Küche: Kräuterbraten mit Pommes und Gemüse, Schnitzel mit Spiegelei, Bohnen und Speck, Bratkartoffeln. Ihr Fazit: "Lecker, aber teurer als bei uns im Burgwald."

Am Mittwoch unternehmen die jungen Heidetouristen eine Radtour nach Schneverdingen. Die Damenräder mit Dreigangschaltung haben sie in Undeloh geliehen. "Drei Gänge reichen", sagt Björn, "ist ja flach hier." Ungewollt geht es im Zickzackkurs ans Ziel "Komisch", sagt Sarah, "erst finden wir einen Wegweiser mit dem Hinweis: noch elf Kilometer. Dann, nach eineinhalb Stunden Fahrt, kommt der nächste Wegweiser: noch acht Kilometer!" Nachher sind sie für das Kuriosum dankbar: Es seien schöne Umwege gewesen. Die vielen Imbissbuden, die die beiden aus ihrer Heimat kennen, suchen sie in der Nordheide vergeblich. Abendessen ist deshalb bei McDonald`s in Bispingen.

Sarah liebt Pferde. Björn ist das beliebte Fortbewegungsmittel in der Nordheide nicht ganz geheuer. Deshalb verzichten die beiden auf einen Reitausflug. Die Steuerfachangestellte setzt sich auf anderem Terrain durch: Am vierten Urlaubstag fahren die beiden zum Shoppen nach Lüneburg. Die Nähe zur Weltstadt Hamburg spielt im Urlaub der beiden jungen Touristen keine Rolle: "Eine wunderschöne Stadt", sagt Sarah, "aber die kennen wir schon." Statt zum Elbstrand zieht es die beiden also in den Barfußpark nach Egestorf. Am Abend findet das Paar dann doch noch einen Imbiss - in Undeloh. Ein Tipp ihrer Vermieterin Constance Heins. Bei Currywurst und Pommes hören sie den Gesprächen der Einheimischen zu.

Das Glas Wein auf einer Restaurant-Terrasse muss überraschend ausfallen: Um 20.30 Uhr sind die Stühle hochgeklappt. Zehn Minuten warten sie - niemand bedient sie. "Bei uns leben die Wirte davon, dass Gäste abends kommen", wundert sich Björn, "hier offenbar nicht." Den Abend rettet ihre Vermieterin mit Bier. "Toll, sie hat für ihre Gäste immer was im Kühlschrank", sagt Sarah.

Am Freitag, dem fünften Urlaubstag, reisen die beiden Hessen ab. Bald werden sie wieder kommen - für einen Tagesausflug in den Heidepark Soltau: Sarahs 16 Jahre alter Bruder will unbedingt dorthin.