Wie schwer es für eine illustre Gesellschaft ist, sich zu einem Essen zu verabreden, entlarvt Luis Bunuel in “Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ mit surrealistischer Energie.

Die Ehepaare Thévenot und Sénéchal sowie der Botschafter der Fantasierepublik Miranda frönen regelmäßiger Tafelfreuden und geselliger Konversation, ansonsten bringt der Kokainhandel einträgliche Nebenverdienste. Doch neuerdings kommt bei ihren Einladungen wie von Geisterhand etwas dazwischen. Mal treffen die Besucher am falschen Tag ein, dann liegt der Restaurantbesitzer aufgebahrt im Nebenzimmer und verdirbt den verwöhnten Zungen den Appetit, dann wieder verdrücken sich, von plötzlicher Lust übermannt, die Gastgeber oder ein feuriger Colonel steht im Wohnzimmer. Ein wenig ist es wie bei Kafka, wo man nie ans Ziel gelangt.

Bunuel persifliert in seinem Klassiker die feine Gesellschaft und deren Genusssucht: Träume und surreale Momente unterbrechen die locker verbundene szenische Handlung. Durch das Kameraauge von Bunuel werden die verlogene Fratze der Bourgeoisie, ihre Rituale und Plattitüden, aufgespießt. Dafür reichen dem sezierenden Beobachter subtile Gesten. DVD bei Arthaus mit Bonusmaterial.