Wenn nötig, will ihr Anwalt bis vor das Bundesverwaltungsgericht ziehen. Harburgs Baudezernent sieht dem gelassen entgegen.

Harburg. Was kommt auf die Harburger Verwaltung zu? Eine Anwohnergruppe des Heimfelder Villengebiets, der Straßen Am Waldschlößchen und Haselhain, hat über ihren auf Verwaltungsrecht spezialisierten Rechtsanwalt Rüdiger Nebelsieck kurz vor dem Wochenende beim Verwaltungsgericht Hamburg im Eilverfahren Anträge auf eine aufschiebende Wirkung ihrer Widersprüche gegen zwei vom Bezirksamt erteilte Baugenehmigungen eingereicht.

Rechtsanwalt Nebelsieck ist der Ansicht, dass es im Ermessen der Verwaltung gelegen hätte, die Bauanträge nicht zu genehmigen und verweist auf zwei Entscheidungen des Hamburger Oberverwaltungsgerichts (OVG), vom 5. Juni und 4. Mai. Nebelsieck: "Das OVG eröffnet Nachbarn inzwischen bessere Klagemöglichkeiten als bei früherer Rechtsprechung. Und nur bei einem beantragten Eilverfahren muss das Gericht entscheiden, ob das Interesse des Bauherrn an einer zügigen Umsetzung seines Vorhabens oder das Interesse der Nachbarn, dass während des Widerspruchs keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden, überwiegen. Und nach dem Widerspruchsverfahren ergeben sich Klagemöglichkeiten bis vor das Bundesverwaltungsgericht."

Wie berichtet, wünschen die Anwohner des Villengebiets keine maximal mögliche Grundstücksbebauung in ihrer von größeren Ein- und Zweifamilienhäusern geprägten Wohngegend. Dagmar Overbeck, eine der Widersprechenden: "Wir sind extra hierher gezogen, weil wir ein großes Grundstück schätzen und kein Haus haben wollten, das an die Grenzen des Machbaren geht."

Das ist nun bei den vom Bezirksamt Harburg erteilten Baugenehmigungen vermutlich so geschehen. Über Befreiungen vom geltenden Baustufenplan sind an der Straße Haselhain laut Nebelsieck dem Bauherren 25 Prozent mehr Baugröße genehmigt worden und Am Waldschlößchen 15 Prozent mehr. Nach dem Abriss eines gut 50 Jahre alten Einfamilienhauses mit Schwimmbad an der Straße Haselhain 26 will der Bauherr "Wohnresidenz Heimfelder Park" (Gesellschafter David Schenk, Prokurist Matthias Wolpers) einen Neubau mit drei Wohneinheiten errichten. Am Waldschlößchen will Matthias Wolpers (Wolpers & Partner) für 1,7 Millionen eine sechs Wohneinheiten zählende Stadtvilla bauen. Alle Wohnungen sind laut Wolpers bereits verkauft und sollen im Juli 2010 fertiggestellt sein.

Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner gibt sich gelassen und betont, dass im Abwägungsprozess nachbarschaftliche und öffentliche Interessen ausreichend berücksichtigt worden sind und nach dem Baugesetzbuch die Anträge ohne Ermessensspielraum zu genehmigen waren.