Die Obstverkäufer offerieren uns dieser Tage pralle Kirschen, süße Erdbeeren und erfrischende Melonen.

Das alles auf ihren kleinen Marktständen zwischen S 3 und U 1, in den Durchgängen des Untergrundbetriebes oder gleich oben, am Ausgang, bevor es in die klimatisierte Welt der Büros oder in den Feierabend geht. Gehetzt jagen die Aktenmappenträger an ihnen vorbei, keine Zeit für die süßen Früchtchen.

Aber da. Versunken in das Beklopfen einer Wassermelone, lauscht eine junge Frau in die große Frucht hinein. An ihr vorbei hetzen die Menschen Richtung Feierabend, sie aber lauscht. Was sagt ihr das Klopfen? Eine reife Wassermelone gibt hörbare Zeichen ab. Hohl soll sie klingen und eher dumpf, heißt es. Bleibt sie stumm, outet sie sich als unreifes Früchtchen.

So eine will die Dame offensichtlich nicht im Haus haben, denn sie ist wählerisch und hält eine nach der anderen an ihr Ohr. An ihre Nase. Dreht und wendet sie zwischen den Händen. Schätzt das Gewicht ab. Hat überhaupt keine Eile. Hebt schließlich den Kopf, nickt der Verkäuferin zu, versenkt die schwere Frucht in ihrem Korb und bezahlt. Zufrieden gliedert sie sich in den Feierabendstrom ein, vor meinem geistigen Auge sehe ich sie auf dem Balkon sitzen, den lauen Abend genießen.