Die Bauern erwarten gute Erträge, aber sinkende Preise. Ein Kilo der Äpfel wird auf dem Wochenmarkt etwa 1,50 Euro kosten.

Jork/Abbenfleth. Sie sind rund, leuchtend rot und saftig, heißen Astramel und hängen an unzähligen Bäumen in Kehdingen und im Alten Land - doch nur noch wenige Stunden, denn heute beginnt die Ernte der so genannten Frühäpfel.

Die Bauern pflücken allerdings nicht alle Früchte von den Bäumen, sondern nach und nach, so Matthias Görgens, stellvertretende Leiter der Obstbauversuchsanstalt in Jork: "Es werden immer nur einige reife und damit vermarktungsfähige Äpfel geerntet."

Die Frühäpfel sind weniger süß und vergleichsweise kurz haltbar, so Obstbauer Rolf Köser aus Abbenfleth: "Frühäpfel sind keine Lagerware und gehen daher nicht in den Einzelhandel." Das Obst sei im Kühlschrank lediglich etwa zwei Wochen haltbar. Die große Mehrheit der Frühäpfel werden direkt auf Märkten und in Hofläden verkauft. Trotzdem seien die Früchte bei den Kunden sehr beliebt.

Der Astramel wird als erstes gepflückt. "Die Ernte liegt zeitlich wie das vergangene Jahr. Allerdings hat sie sich insgesamt etwas vorverlegt", sagt Görgens. Ursache sei das warme und sonnige Frühjahr 2009.

Die Ernte der saftig-fruchtigen Sorte dauert rund zwei Wochen. Danach folgen weitere Frühäpfel bis zur Haupternte im September. "Etwa alle zehn Tage wird eine neue Sorte geerntet", so Köser. Auf seinem 20 Hektar großen Land baut er 30 Apfelsorten an.

Bereits in der kommenden Woche wird der Klarapfel gepflückt. Danach folgen etwa die Sorten Jamba, James Grieve und Delba Estivale. "Der Delba Estivale ist besonders beliebt, weil er nicht so säuerlich wie die anderen Frühäpfel und länger haltbar ist", so Bauer Köser. Die Sorte stammt ursprünglich aus Frankreich und wird seit wenigen Jahren an der Unterelbe angebaut.

Insgesamt spielen die Frühäpfel eine untergeordnete Rolle beim runden Obst. Schließlich würden auf den 8400 Hektar für den Apfelanbau in der Unterelberegion lediglich 400 Hektar auf Astramel und Co. entfallen, so Görgens: "Vor etwa 15 bis 20 Jahren waren das noch mehr." Damals hatte allein die Sorte Jamba einen Marktanteil von drei Prozent. Mittlerweile liegen alle Frühäpfel zusammen bei drei bis vier Prozent.

Die Prognosen für die diesjährigen Erträge sehen bei den Frühäpfeln positiv aus. "Das wird mindestens eine durchschnittliche Ernte", sagt Görgens. Er geht davon aus, dass rund 8000 Tonnen der Früchte an den Bäumen im Alten Land und Kehdingen hängen. Die tatsächlichen Bewertungen werden erst im August auf einer internationalen Konferenz in Holland bekannt gegeben. Dann werden auch die voraussichtlichen Preise vorgestellt. Derzeit kostet ein Kilogramm der Frühäpfel rund 1,50 Euro auf den Wochenmärkten und in den Hofläden.

Obstbauer Köser geht von sinkenden Preisen aus: "Das Angebot ist sehr groß." Momentan sind noch Früchte aus dem vergangenen Jahr sowie von der Südhalbkugel auf dem Markt. In Neuseeland und Südamerika etwa werden die Früchte im März und April geerntet.

Die Haupternte beginnt Anfang September mit dem Holsteiner Cox. Er ist der erste so genannte Lagerapfel. Gala, Red Prince, Jonagold und Co. sind über Monate in den Lagerhäusern haltbar. Görgens geht davon aus, dass mindestens 35 000 Tonnen gepflückt werden.

Allerdings könnte das Wetter den Bauern einen Strich durch die Rechnung machen. Starker Hagel mit harten Körnern könnte die Äpfel schädigen, sagt Köser: "Harte Körner schlagen Wunden in die Äpfel, dann ist das Obst nur noch für die Mosterei geeignet." Am Bodensee sei wegen Unwettern ungefähr ein Drittel der Apfelernte dahin. Er hofft auf besseres Wetter.