Gepfefferte Getränkepreise und lange Schlangen vor dem Toilettenwagen können die Landjugend nicht schrecken.

Ashausen. Am Tresen verlangt das Partyvolk vor allem Cola-Korn. Auf den Plätzen folgen Bier und Cola-Bacardi. Man(n) trägt Jeans, T-Shirt und ein Hemd darüber. Den Refrain "Bettina, pack die Brüste aus" brüllen vor allem die jungen Männer textsicher mit, wenn die DJs den Song der Hamburger Hip Hopper Fettes Brot auflegen. Mädels lassen sich auf der Bühne mit Wasser begießen, um "Miss Wetshirt" zu werden. So macht die Jugend auf dem Land Party. Willkommen in Ashausen - die "Mega Open-Air-Disco XXL" ist eine Party-Institution im Landkreis Harburg.

Es ist Sonnabend, 23.20 Uhr: Ein einfacher, aber treibender Viervierteltakt beschallt den Schützenplatz in Ashausen. Vor dem Eingang des eingegitterten Party-Geländes lässt eine Mädchen-Clique eine Flasche "Berentzen Saurer Apfel" kreisen. "Vorglühen" heißt das. Das ist heute offenbar wichtig: Eintritts-Stempel gibt es nicht. Wer das Disco-Areal verlässt, muss erneut sieben Euro Eintritt zahlen. So sind die Discobesucher vom eignen Sprit-Nachschub abgeschnitten. Die Getränkepreise sind gepfeffert: Cola-Bacardi kostet vier Euro, die Flasche Bier (Becks) drei Euro. Den "Kurzen" (Korn oder Saurer) gibt's für einen Euro. "Die Preise sind ganz schön hoch", wundert sich Marie (22) über das Hamburger Niveau. Ihr Arbeitskollege Marian (25), ein Einheimischer aus Büllhorn, hat die Hamburgerin eingeladen. Eineinhalb Stunden war Marie mit der Bahn aus Rahlstedt bis nach Ashausen unterwegs: "Wir wollen ja trinken, da bleibt das Auto eben stehen." Im Zug hat auch Marie mit Freunden vorgeglüht: Wodka, Sekt, Bier. Der Pistengängerin aus Hamburg gefällt es bei der großen Landsause: "Die Leute sind okay. Die Musik ist gut."

Es ist Mitternacht. 1300 bis 1500 Disco-Gäste, so schätzt Manfred Hauke vom Partyveranstalter Fun & Action Disco, feiern jetzt in Ashausen. Die Wahl der Miss Wetshirt steht an. DJ Hardy erklärt die einzige Regel: "BHs sind verboten!"

Sieben Mädels streben den mit 20 Euro und einer Flasche Sekt dotierten Titel an. Die Kandidatinnen tanzen mit weißen T-Shirts bekleidet in einer Reihe auf der Bühne - die aus dem Publikum hochgereckten Handy-Kameras vor dem Dekolleté. In zwei Durchgängen gießt ein Bühnenhelfer Wasser über die Shirts - das weiße Textil wird transparent. Dann hat die Jury das Wort. Die Jury, das ist in diesem Fall ein einziger Mann: Sven. DJ Hardy erklärt, warum das massige Schwergewicht mehr Kompetenz als alle anderen hat: "Dieser Mann hat selber Brüste!"

Der Juror nimmt die nassen Shirts in Augenschein - Augenblicke, scherzt DJ Hardy, von denen er noch die nächsten drei Wochen zehren werde. Sven kürt schließlich die blonde Janina, eine 20 Jahre alte Zahnarzthelferin aus Winsen, zur Ashausener "Miss Wetshirt 2009". Die Dekolleté-Dusche sei ganz schön kalt gewesen, sagt sie.

Anschließend brodelt die Tanzfläche. Eine Polonäse zieht vor den DJs vorbei - Hardy und Tommy haben mit Partyhits vom Softri Duo oder dem Guru Josh Projekt die Massen im Griff.

Weniger gut ist die Stimmung vor dem WC-Wagen: Nur zwei Toiletten für 1500 Besucher - das heißt Schlange stehen. Und das "Wasser lassen" kostet dann auch noch 50 Cent.