Könnte es sein, dass ein Handy, das unbenutzt in der Tasche steckt, auf rätselhafte Art seine Macht ausübt?

Vielleicht funkt es auf geheimer Frequenz die hypnotische Aufforderung: "Los, ruf irgendwo an! Oder verschicke wenigstens eine SMS!"

Benutzen wir ausnahmsweise kein Handy, werden wir Zeugen unzähliger Doku-Soaps des Alltags. In Bahnen, Bussen oder Straßencafés hören wir von dramatischen Beziehungskrisen, persönlichen und beruflichen Erfolgen, Fehlschlägen und Indiskretionen über Personen, die wir nicht kennen. Oft können wir auch zärtliche Monologe nicht überhören. Und dann gibt es noch diese aktuellen Informationen: Jeder teilt jedem mit, wo er gerade ist, dass er eben noch nicht weit weg von woanders war, und wo er gleich sein wird. Stellen wir uns mal vor, wir würden noch in der "vormobiltelefonischen Epoche" leben. Dann müssten wir zum Beispiel bei jeder Bahn- oder Bus-Station aussteigen, in eine Telefonzelle hetzen, um mitzuteilen, dass wir gerade eben in einer Bahn oder in einem Bus waren und gleich weiterfahren werden. Was für eine Zeitverschwendung! Wie konnten wir ohne Handy den Alltag bewältigen? Wir waren oft über eine halbe Stunde für viele, die uns kannten, nicht erreichbar. Wir saßen in Bahnen, Bussen oder Straßencafés und konnten keinem mitteilen, wo wir gerade waren. Unvorstellbar, dieses Leben ohne Handy!