Wenn in einem Betrieb wertvolle Silberbarren kiloweise herumliegen, kann die Versuchung für die Mitarbeiter sehr groß sein.

Harburg. In der Norddeutschen Affinerie soll ein Schichtführer schwach geworden sein und einen 6,5 Kilogramm schweren Barren im Wert von 2500 Euro an sich genommen haben. Das warf ihm jetzt die Staatsanwältin vor dem Amtsgericht Harburg vor. Es blieb bei dem Versuch, der Werkschutz stellte den Mann noch auf dem Betriebsgelände und nahm ihm das wertvolle Stück wieder ab. Die Firma erstattete Strafanzeige, seinen Arbeitsplatz war Hans-Werner B. (61) nach über 25-jähriger Betriebszugehörigkeit los. "Ich wollte den Silberbarren niemals stehlen, sondern ihn nur dort abliefern, wo er hingehörte", verteidigte sich der Angeklagte, "ich habe einen Kollegen gefragt, ob das Stück zum Einschmelzen bestimmt sei, und als dieser verneinte, habe ich es erst mal an mich genommen". Eine versteckte Überwachungskamera hatte den Vorgang etwas anders dargestellt. Die DVD wurde im Gerichtssaal abgespielt, deutlich war darauf zu erkennen, wie B. etwas in eine Plastikfolie wickelte, sich noch ein paar Mal umschaute und den Gegenstand in der Türablage seines Gabelstaplers verstaute. Als er dann mit dem Gabelstapler zu Tanken fahren wollte, stoppte ihn der Werkschutz und fand den Silberbarren. Unklar blieb, was Hans-Werner B. mit dem Silberbarren hätte anfangen können. Das darin enthaltene Edelmetall lässt sich nur in Spezialbetrieben wie der Norddeutschen Affinerie herausschmelzen, "so ein Stück kann man nicht einfach beim Juwelier verscherbeln", sagte ein leitender Angestellter der "Affig" als Zeuge. Dennoch komme es hin und wieder zu Diebstählen, so Holger K., "deshalb gibt es auf dem Werksgelände strenge Sicherheitsbestimmungen, und deshalb wurde mit Zustimmung des Betriebsrates die versteckte Kamera installiert". Ein Urteil gab es noch nicht. Bei einem Lokaltermin auf dem Gelände der Norddeutschen Affinerie will sich das Gericht einen Überblick über den Tatort verschaffen. (gru)