Andreas Ole Ohlendorff malt im Stil des Fotorealismus und Neorealismus Porträts verstorbener Musiker - mit wenigen Ausnahmen.

Winsen. Kurt Cobain (Gest. 27) mit einer Ladung Schrot im Gesicht? So drastisch, wie der Sänger der Band Nirvana seinem Leben am 5. April 1994 ein Ende setzte, setzt auch Andreas Ole Ohlendorff dem Porträt Cobains zu. Mit seiner eigenwilligen Bildsprache macht der Maler für jeden sichtbar: Die Persönlichkeit der tragischen Rock-Ikone im MTV-Zeitalter war so zerrissen wie seine Levis-Jeans.

Eine Journalisten-Jury meint: So wird Rock 'n' Roll gemalt. Und deshalb zeichnet sie Andreas Ole Ohlendorff (51) aus Winsen in diesem Jahr mit dem Kulturpreis des Landkreises Harburg aus, dem mit 2000 Euro dotierten Blauen Löwen 2009. Insgesamt 84 Porträts von bekannten verstorben Musikern hat der freischaffende Maler seit dem Jahr 1996 im Stil des Fotorealismus und Neorealismus geschaffen. "Dead Rock Heads Project" heißt diese Reihe.

Ohlendorffs Artwork wirke weit über die Landkreisgrenzen hinaus, heißt es in der Begründung der Jury. Der Winsener habe sich mit seinem künstlerischen Lebenswerk in "besonderer Weise" um die Malerei im Landkreis Harburg verdient gemacht. Ohlendorff ist Mitinitiator der Winsener Kulturtage und arbeitet in der Künstlerinitiative "Hilfe für Menschen in Not" mit.

Ein Hauch der Boheme umweht den neuen Kulturpreisträger. "Ein Leben wie eine Achterbahn", sagt Andreas Ole Ohlendorff von sich selbst.

Oder eben so bunt wie eine Malerpalette: Geboren am selben Tag wie Fats Domino und Johnny Cash. Bis 1981 arbeitete er sechs Jahre als Polizist in Hamburg, auch auf dem Kiez in der Davidwache. Danach Stationen als Rocker, Koch, Kurierfahrer, Werftarbeiter und Roadie. Heute ist er auch Modemacher, hat eine eigene T-Shirt-Kollektion. Natürlich mit den Köpfen seiner toten Helden auf der Brust: Jimmy Hendrix oder auch Frank Zappa. "Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen", sagt Ohlendorff, "das ist Lebensgefühl."

Der Kulturpreis des Landkreises Harburg wurde in diesem Jahr ausschließlich für Malerei ausgeschrieben. In den Vorjahren wurde die Band "Truck Stop" (2007) und die Schauspielerin Ursula Hinrichs (2008) mit dem "Blauen Löwen" ausgezeichnet.

"Ohlendorff" ist übrigens ein Pseudonym. Geboren ist der Kulturpreisträger nur mit einem "F" im Nachnamen. Weil ein Journalist seinen Namen penetrant falsch geschrieben habe, übernahm er diese Schreibweise schließlich doch: Aus Ohlendorf wurde so der Künstlername Ohlendorff.