Überall auf der Welt waren die Menschen Zeugen des historischen Ereignisses, und die Erinnerung daran ist bis heute nicht verblasst.

Lüneburg/ Harburg/ Stade. Zeitreise in die Vergangenheit: Es ist der 21. Juli 1969. Die Raumfähre "Eagle" des Mutterschiffs Columbia setzt nach 384 000 Kilometern Flug auf dem Mond auf. Dann öffnet sich die Luke der Mondfähre. Astronaut Neil Armstrong steigt langsam die Stufen der Leiter hinab - und setzt einen in klobigen Raumanzugschuhen steckenden Fuß auf den Mond. Wenige Minuten später folgt Edwin Aldrin. In ihren dicken, weißen Raumanzügen erinnern die beiden Männer an Marshmallows, hüpfen in zeitlupenartiger Geschwindigkeit auf der staubigen Oberfläche des Erdtrabanten auf und ab. "Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit", fasst Neil Armstrong das Ereignis in Worte.

Fernsehstationen aller Kontinente berichten live, die Bilder gehen um die Welt. Mehr als 600 Millionen Menschen verfolgen den bedeutenden Moment gebannt vor den Fernsehern. Und noch 40 Jahre danach ist die Erinnerung an diesen einmaligen Julitag in den Köpfen der Zeitzeugen verhaftet.

"Mir kam die Mondlandung irgendwie unwirklich vor", erinnert sich Norbert Böhlke, CDU-Vorsitzender im Kreis Harburg und Mitglied des Niedersächsischen Landestages. Und das, obwohl er das Spektakel mit eigenen Augen gesehen hat. Der damals 14-Jährige war extra mit seinen Eltern aufgestanden, um die Mondlandung gegen 4 Uhr vor dem Fernseher zu verfolgen. "Man stand damals nur für zwei Sachen in der Nacht auf", sagt Böhlke lachend, "Die Kämpfe von Muhammad Ali und halt die Mondlandung". Und die sei etwas ganz Außergewöhnliches und furchtbar beeindruckend gewesen, sagt er.

Die Begeisterung für das Ereignis teilt Hedi Wegener, MdB für den Landkreis Lüneburg: "Bis zum heutigen Tag besitze ich die Ausgabe des "Spiegels" und meiner Tageszeitung, weil mich das spektakuläre Ereignis sehr interessiert hat. Ebenso habe ich noch heute eine Dia-Serie von der Landung selbst, da es ja damals noch keine DVDs oder Videos gab. Es war ein in die Zukunft weisendes Ereignis. Sie hat die Landung damals in Gifhorn auf dem heimischen Fernseher verfolgt. "Die Landung des ersten Menschen auf dem Mond war für mich ein unglaublicher Sprung in die Zukunft", sagt die SPD-Frau.

Etwas ganz anderes als zwei Amerikaner auf dem Mond hatte Parteikollege Manfred Nahrstedt (60), Landrat des Landkreises Lüneburg, am 21. Juli 1969 im Sinn: Damals war er im Zeltlager im französischen Longarisse bei Bordeaux. Gemeinsam mit Franzosen und Deutschen habe er das Spektakel auf einem kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher erlebt. "Mein Blick aber hing eher an meiner neuen, französischen Freundin als am Bildschirm", erinnert er sich. Zudem beschäftigte ihn die Frage, warum diese Summen - insgesamt kostete die Apollomission rund 25 Milliarden US-Dollar - nicht lieber nach Biafra gegeben wurden. Schließlich starben während des Biafra-Krieges geschätzte zwei Millionen Menschen allein an Hunger."

Auch der Fraktionsvorsitzende der SPD des Kreises Harburg, Jens-Rainer Ahrens, konnte den Wirbel um die Mondlandung nicht so ganz nachvollziehen. "Natürlich war das sehr interessant und ohne Frage eine gigantische, technische Leistung", sagt er. Doch genau wie Nahrstedt vermutete er, dass das Geld an anderer Stelle sinnvoller investiert gewesen wäre. Nachts vor dem Fernseher habe der damals 30 Jahre alte Jens-Rainer Ahrens nicht gesessen. "Ich habe mir erst 1978 einen Fernseher gekauft." Mitreden konnte er trotzdem. Ich habe die Mondlandung in den Zeitungen verfolgt und habe mich so bestens informiert gefühlt."

Auch Jürgen Bohmbach (65), Stadtarchivar der Hansestadt Stade, konnte die Aufregung um die ersten Schritte von Neil Armstrong auf dem Erdtrabanten nicht ganz verstehen: "Die Mondlandung habe ich zwar mitbekommen, aber es war für mich kein sonderlich bewegendes Ereignis. Bohmbach war zu dieser Zeit mit seiner Dissertation über die Stadtgeschichte Braunschweigs beschäftigt. "Und dann kam noch dazu, dass ich in dem Jahr meine Frau kennengelernt habe." Es sei für ihn damals also durchaus ein wichtiges Jahr gewesen, aber nicht wegen der Mondlandung. Ganz anders sieht das Gerhard Rüddenklau, Projektleiter des Arbeitskreises ehemaliger Bundeswehrangehöriger in Stade. Als bedeutenden Moment in einer bedeutenden Ära, so hat er das Ereignis am 21. Juli 1969 empfunden: Rüddenklau saß damals, 28-jährig, in dem Kasino der Kaserne Ellwangen in Baden-Württemberg. "Ich habe mir das ganze Spektakel sehr interessiert angeschaut." Schon damals habe er gewusst, sagt Rüddenklau, dass das wohl ein historischer Moment ist, den man da erlebte. Rüddenklau: "So ähnlich wie der Tod Adenauers, der dann ja auch das Ende und den Beginn einer neuen Ära bedeutet hat."