Die gute Seele des Hauses schenkt jedem Schüler zum Abschied eine Tüte mit Süßigkeiten.

Sinstorf. Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. In einigen Tagen heißt es für Karl-Heinz Wedemann: Abschied nehmen von seinem Job als Hausmeister der Haupt- und Realschule Sinstorf. 26 Jahre lang spielte sich sein Leben in Klassenräumen, auf dem Schulhof oder in der Pausenhalle der seit 44 Jahren bestehenden Schule ab. Jetzt wartet der Ruhestand auf den derzeit noch 64-Jährigen und damit viel Raum für Dinge, für die vorher keine Zeit da war. "Ich möchte viel reisen, Sport treiben, lesen und mich um meine Enkelkinder kümmern", sagt Wedemann. "Doch im Moment habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch." Während er das sagt, wirkt Wedemann ein wenig bedrückt, überlegt, lächelt dann. "Aber eins ist klar: Mir wird nicht langweilig werden, denn ich habe viele Hobbys, übe ehrenamtliche Tätigkeiten aus." Und ansonsten könne er der Schule ja ab und zu mal einen Besuch abstatten, so Wedemann, er sei ja nicht aus der Welt. Bis zum Herbst wird er noch die Hausmeisterwohnung auf dem Schulgelände mit seiner Frau bewohnen. So lange läuft der Vertrag noch. Eine neue Bleibe hat sich das Ehepaar dennoch schon gesucht. Sie bleiben in Sinstorf, das stand schon von vornherein fest.

Gestern, am letzten Schultag, wurde der beliebte Hausmeister von der gesamten Schulgemeinschaft verabschiedet. Die über 400 Schüler und das Lehrerkollegium stimmten auf dem Pausenhof ein Ständchen an, danach hielt Wedemann eine kurze aber rührende Rede. "Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt und werde diese Zeit in wunderbarer Erinnerung behalten", so der scheidende Hausmeister. "Ihr wart für mich wie eine große Familie und ich möchte mich dafür bedanken." Und weil ihm die Schulgemeinschaft so sehr am Herzen liegt, bekamen alle Schüler ein kleines Geschenk von Wedemann und seiner Frau. Über 400 Tütchen mit Süßigkeiten hatten sie gepackt, an jedes einen kleinen Zettel mit einem lieben Spruch gehängt. "Ich hatte zu den Schülern immer ein ganz besonderes Verhältnis - wir haben uns geachtet und mir wurde viel Vertrauen entgegen gebracht."

Auch Schulleiter Klaus Damian schätzte Wedemann für sein Engagement. "Wenn Not am Mann war, dann konnten wir immer auf ihn zählen", so Damian. "Er ist schon mal für einen Kollegen eingesprungen und hat seine pädagogischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt." Die Schüler vertrauten dem 64-Jährigen, der immer ein offenes Ohr für sie hatte. Für Damian war er wie ein weiterer Vertrauenslehrer. "Die Kinder hatten weniger Hemmungen, mir etwas anzuvertrauen als einem Lehrer. Zudem hatte ich einfach mehr Zeit zur Verfügung, Lehrer haben zu viel zu tun", so Wedemann. "Und ich habe es gerne gemacht."