Auf den Fernsehbildschirmen rasen die Flugzeuge in die Twin-Towers, die kurz darauf in sich zusammenstürzen.

Auf einer Party in Berlin laufen zur gleichen Zeit Isabelle und Jakob ineinander, ehemals Liebende zu Studienzeiten, die sich an diesem symbolträchtigen Tag auf einer Party wiedersehen. Jakob, der junge Anwalt, sollte an diesem Tag eigentlich im World Trade Center in New York sein, extra für sein Treffen mit Isabelle hat er den Termin umgelegt. An seiner Stelle ist Robert da, dessen Job in einer Londoner Kanzlei Jakob übernehmen wird. Schuldgefühle? Na ja. All das erscheint Isabelle und Jakob, jenen hippen, gutverdienenden Mittdreißigern, die sich zwischen Berlin Kreuzberg und dem Hackeschen Markt herumtreiben, so bedeutsam, dass sie heiraten und nach London ziehen: "Es war so passend."

Katharina Hacker, die für "Die Habenichtse" 2006 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, benutzt das symbolträchtige Szenario 9/11 zur Inszenierung eines Dramas der Teilnahmslosigkeit. Isabelle geht mit Jakob nach London und leitet von dort ihre Grafikagentur in Berlin weiter. Und sie interessiert sich mehr und mehr für Jim, einen Dealer aus der Nachbarschaft. Katharina Hacker liefert harten Stoff und entwirft Figuren, die von ihren Emotionen abgeschnitten scheinen, die belanglos, ohne wirklich Entscheidungen zu treffen, von Tag zu Tag dahin treiben.

Katharina Hacker, Die Habenichtse, Suhrkamp, 309 Seiten, 17,80 Euro.