Einmal im Jahr dürfen die jungen Autoren auf den Lesethron und den Mitschülern ihre Geschichten vorlesen.

Harburg. Einmal im Jahr sind sie die Könige der kleinen Geschichten - das ist in der Integrativen Grundschule Grumbrechtstraße bereits Tradition. Auf einem Thron sitzen sie in der Pausenhalle der Heimfelder Schule und lesen ihre Erzählungen vor, die von ihren Lerngruppen für gut befunden wurden. Ein bisschen Überwindung kostet das schon - aber die rund 70 Schüler, deren Geschichten ausgewählt worden sind, meistern diese Aufgabe mit Bravour. Es sind märchenhafte Handlungen, aufregende Abenteuergeschichten und Texte, die aus dem Leben gegriffen sind. Hauptsache die Kinder schreiben - so der Leitsatz der Lehrer der integrativen Grundschule. Und um die Lust der jungen Autoren am kreativen Schreiben und Gestalten zu fördern, ist nun das Buch "Kleiner Vogel flieg" der Schule Grumbrechtstraße veröffentlicht worden. Das bunte 300 Seiten starke Büchlein enthält 52 Geschichten von Schülern zwischen fünf und zehn Jahren. Auch die Bebilderung stammt von Kinderhänden. "Die Kleinen sind schon wahnsinnig stolz, wenn sie einmal im Jahr ihre Geschichte auf dem Lesethron vorlesen dürfen", sagt Lehrerin Valerie Damm. "Da ist dieses tolle Buch ja noch eine viel größere Motivation."

Unterstützung holte sich die Schule von den beiden freischaffenden Künstlerinnen Gertrud Larsz und Gabriele Wendland, die gemeinsam mit den Kindern Bilder malten, Papier bedruckten und Objekte anfertigten und die Schüler dazu motivierten, sich regelrecht künstlerisch auszutoben. "Ich habe mir einfach eine Geschichte durchgelesen und das gemalt, was mir dazu eingefallen ist", sagt die acht Jahre alte Aylin, die die zweite Klasse besucht. Sie bebilderte die Geschichte "Der kleine Wassermann", die von dem Vorschüler Riham stammt. Zu der Geschichte "Das Mittelalter ist grausam. Wirklich!", die aus der Feder des neun Jahre alten Lennart geflossen war, hatten die Kinder eine Ritterburg gebastelt, die für die Bebilderung im Buch abfotografiert wurde.

"Das Mittelalter ist ein Thema, das mich total interessiert", sagt der Viertklässler und seine Augen leuchten. "Ich habe mich damals total gefreut, dass meine Mitschüler meine Geschichte toll fanden und ich sie auf dem Lesethron vortragen durfte." - Aufgeregt sei der junge Schreiber damals nicht gewesen, ein Mathetest vor seinem Auftritt hätte ihn damals abgelenkt.

"Diese Überwindung sich vor mehrere Hundert Schüler zu setzen und seine Geschichte vorzulesen ist für die Kinder eine sehr wichtige Erfahrung", erklärt Schulleiter Rainer Kühlke. "Die Kinder sollen lernen sich zu präsentieren - und das ohne Angst." Und das leisten in jedem Jahr rund 70 Kinder als stolze Lesekönige vor der rund 450-köpfigen Schulgemeinschaft. Jetzt sind die zum Teil skurrilen, witzigen, zauberhaften und spannenden Geschichten für immer in einem Buch festgehalten, das es in verschiedenen Buchhandlungen in Harburg und in der Internationalen Kinderbuchhandlung in Eimsbüttel für sieben Euro zu kaufen gibt.

"Das Buch eignet sich gut zum Vorlesen, aber auch zum selber lesen sowohl für Kinder als auch für Erwachsene", so Elternvertreter Ingo Tietjen. "Und die erste Auflage von 300 Büchern ist schon fast verkauft - das Buch lohnt sich."