In Kunstausstellungen in Museen werde ich oft verfolgt. Schlendere ich an Bildern vorbei, folgen mir ernste, meist uniformierte Frauen und Männer. Sie lassen mich nicht aus den Augen.

Für wen halten die Museums-Wächterinnen und Wächter mich? Für einen Dieb, einen Kunst-Randalierer? Trete ich zum Beispiel nahe an eine Zeichnung von Caspar David Friedrich heran, um die Schraffur zu betrachten, mit der er Schatten auf einer Mauer räumlich sichtbar machte, werden diese Gralshüter heiliger Kunstschätze nervös. Dabei fällt mir ein: Der bekannte Maler Bernd Heise soll bei Ausstellungen seiner Bilder alle Museums-Mitarbeiter in Panik versetzt haben. Denn heimlich soll er Farben und Pinsel dabei gehabt haben, um an Bildern nachträglich Korrekturen vorzunehmen. Die Bilder waren allerdings bereits verkauft und hingen als Leihgaben in Museen. Ob er das heute noch macht?

Aber von mir hängen keine Bilder, die ich ändern könnte, in Museen. Auf die Frage, warum ich vielen Museums-Aufpassern verdächtig vorkomme, antwortet meine Teuerste strahlend: "Du bist eben grundsätzlich ein höchst verdächtiger Typ."

Mit dieser Antwort muss ich wohl leben. Selbst wenn auch andere Besucher scharf beobachtet werden. Ich kenne diesen Beobachter-Blick von Lehrern und Polizisten aus meiner Kindheit, von Zöllnern aus der Zeit als junger Seemann und jetzt als Senior von Museums-Aufpassern. Zumindest ist das unverändert geblieben. Man traut mir noch Dummheiten zu. Das kann ich doch richtig genießen, oder?