Das Heim ist, wo das Herz ist. Oder wie hieß das doch gleich noch? Doch wie kann das Herz neben der Leitplanke zu Hause sein?

In dem Erstlingsfilm "Home" der Schweizer Regisseurin Ursula Meier wird ein Einfamilienhaus neben der Autobahn Schauplatz für eine skurrile Familiengeschichte. Wie kann ein so unwirklicher Ort wie eine Autobahn zur Heimat werden? Ein Liegestuhl, ein Grill und ein alter Sessel stehen auf der Fahrbahn herum. Es sind die Möbel der Familie, die in dem einsamen Haus neben der nicht fertig gewordenen Autobahnteilstrecke wohnt. Die Fahrbahn liegt verlassen wie eine private Startbahn für Flugzeuge da. Mama (Isabelle Huppert), Papa (Olivier Gourmet) und die Kinder genießen das Leben neben und auf ihrer stillgelegten Autobahn. Liebevoll integrieren sie den Asphalt in ihren Alltag. Das älteste Töchterchen legt sich im Bikini und mit Gettoblaster neben die Leitplanke, Mama stolziert mit ihren Kindern über die breite Fahrspur, auf der man super spielen kann. Weit und breit stört kein Auto die Familienidylle. Doch eines Tages werden die Bauarbeiten an der Strecke wieder aufgenommen und dann rollen sie doch heran, die Blechlawinen, die mit Höllenlärm mitten durch die Heimat, quasi durchs gefühlte Wohnzimmer der Familie brausen. Doch so leicht lässt man sich nicht aus dem Paradies vertreiben.

Der Schweizerin Ursula Meier ist ein intelligenter vielschichtiger Erstlingsfilm gelungen, der die Elemente von Komödie und ernstem Lehrstück mischt. In Cannes lief der Film in der Sektion "Un certain regard". Zu sehen unter anderem im Abaton.