In der Hahnöfer Nebenelbe werden Fische gefangen, gewogen und die Artenvielfalt festgestellt. Das Gebiet gilt als die Kinderstube der Elbfische.

Harburg. Eigentlich ist es besser geworden für die Elbfischer Walter Zeeck und seinen Sohn Claus. Wenn sie die Netze auswerfen, holen sie auch kurz vor dem Hamburger Hafen wieder Fische wie das Neunauge aus dem Wasser, die es hier lange nicht mehr gegeben hat. "Früher haben wir hier gar nicht mehr gefischt", sagt Zeeck, der seit 1964 Fischer ist. Mit dem Ende der DDR, die ungefiltert Abwässer in die Elbe leitete, ging es wieder bergauf. "Von Jahr zu Jahr wurde es besser", sagt Zeeck. Dass es nicht so bleiben wird, ist ihm klar. Der Klimawandel wird die Elbe und vor allem die Arten darin verändern. "Man merkt das jetzt schon", sagt Zeeck. "Ich habe noch das Fischen bei Eis gelernt." Sein Sohn kennt es nicht - mangels Eis.

Dass das nur der Anfang ist, da ist sich Dr. Ralf Thiel, Leiter der Abteilung Fischkunde im Zoologischen Museum der Uni Hamburg sicher. "Die Veränderungen werden auch immer schneller eintreten" glaubt er. Wie man damit umgehen sollte, erforschen er und seine Mitarbeiter im Rahmen des Projektes "Klimzug-Nord", das von der TuTech in Harburg koordiniert wird. 15 Millionen Euro werden im Rahmen des Projektes für einzelne Forschungsgebiete zur Verfügung gestellt, die sich mit Anpassungsstrategien an den Klimawandel in der Metropolregion Hamburg beschäftigen. Thiel und sein Team sind für die Elbe zuständig. Dafür haben sie Zeeck und seinen Kutter gechartert. An elf Stellen zwischen Hamburg und Cuxhaven wird dafür jeweils sechs Tage im Monat mit engmaschigen Netzen gefischt. Jetzt waren sie in der Hahnöfer Nebenelbe unterwegs. Das Gebiet gilt als die Kinderstube der Elbfische. In dem flachen, sauerstoffreichen Wasser haben die Fische beste Entwicklungsmöglichkeiten. Der Fang wird gemessen und gewogen. Das Team registriert die Artenvielfalt. "Wir erfassen aber auch Parameter wie Sauerstoff- und Salzgehalt des Wassers oder die Temperatur", sagt Thiel. So soll herausgefunden werden, wie sich die Umweltbedingungen auf die Fische auswirken.

Was die Zukunft bringen wird, da hat Thiel seine Prognose. Durch den Anstieg des Meeresspiegels wird sich die Brackwassergrenze weiter den Fluss hinauf verschieben. Damit dringen Nordseefische wie Sardinen weiter in die Elbe vor. Sie machen den heimischen Arten die Nahrung streitig. Durch die Temperaturerwärmung werden die für die Fische tödlichen Sauerstofflöcher, die sich neuerdings im Sommer wieder bilden, früher eintreten und länger bestehen bleiben. Fischarten, die zu ihren Laichplätzen wandern, werden es schwieriger haben. Dazu kommen andere Gefahren, wie die Schwarzmundgrundel, ein Fisch aus dem Kaspischen Meer, der mit dem Ballastwasser der Schiffe eingeschleppt wurde. Er gehört zu den sogenannten "Alien-Species", die andere Fischarten verdrängen. "Wir können so etwas nicht verhindern", sagt Thiel. Aber man kann versuchen, damit umzugehen. Er hat auch schon erste Ansätze. So sollte die Alte Süderelbe, die jetzt ein toter Seitenarm ist, wieder aktiviert und "großzügig" an den Köhlbrand und die Elbe angeschlossen werden.