Ein japanisches Mädchen sitzt in einem Zimmer. Vor ihr auf dem Boden befinden sich große Mengen an Lebensmitteln, die sie nach und nach isst.

Harburg. Ein Fernseher flimmert, ein offener Kühlschrank beleuchtet den kahlen Raum. Der Fernseher ist die einzige Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt. Diese Szene spielt sich in einer Video-Installation der japanischen Künstlerin Tomoko Inagaki ab - eine junge Frau, die Ideen aus der Beobachtung der Gesellschaft zieht. Im überfüllten Japan vereinsamen die Menschen. Das stellt Inagaki zum Teil in ihren Installationen dar. Das Leben der Menschen in ihrer Umwelt ist ihre Inspiration. Im Moment sind es die Harburger, die sie beobachtet. Tomoko Inagaki ist die derzeitige Stipendiatin des Vereins "Künstler zu Gast in Harburg", der jährlich für junge Kunstschaffende ein Atelier und eine Wohnung im Stadtteil stellt, um dort kreativ zu arbeiten. Sie studierte in New York, in England und Frankreich, fotografiert und fertigt Videoinstallationen an. "Mein Ziel ist es, Situationen das täglichen Lebens zu reflektieren und zu zeigen, dass das, was wir sehen, noch lange nicht alles ist", sagt die 34 Jahre alte Künstlerin. Nun möchte sie erfahren, wie sich die Deutschen von den Japanern unterscheiden. "Ich möchte herausfinden, ob ich in dieser Gesellschaft das gleiche erfahre, was ich in der Massengesellschaft in Japan gesehen habe", sagt Tomoko Inagaki. "Vielleicht sehe ich in Deutschland auch andere Dinge - man wird sehen."

Der Kontakt zu Tomoko Inagaki entstand aufgrund des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka. Der Verein entdeckte Inagaki auf einer Ausstellung, bot ihr das Stipendium an. Diese entschied sich spontan für Harburg und wird nun ein Jahr lang im Mayrschen Haus in der Lämmertwiete leben und arbeiten. "Ich werde andere Kunst machen als in Japan", sagt die Künstlerin. "Denn Deutschland ist schon um einiges anders als mein Heimatland."