Kühe melken, Pferde füttern, kochen und die Buchhaltung für den Betrieb füllen den Arbeitstag aus.

Pattensen. Ob sie sich einen anderen Beruf wünscht? Anne Cordes (51) überlegt nur einen kurzen Augenblick. "Nein, und im Moment wünsche ich mir, dass wir gesund und zufrieden bleiben." Anne Cordes ist Bäuerin und führt mit ihrem Mann Hermann in Pattensen einen landwirtschaftlichen Betrieb. Milchviehwirtschaft und Pferdehaltung.

70 Milchkühe stehen im Stall. "Ich melke morgens und abends." Morgens heißt 5.30 Uhr und abends 16.45 Uhr. Das Melken erledigen zwar die Melkmaschinen, aber von alleine kommen die nicht an die Euter.

Rund 3000 Liter Milch werden jeden zweiten Tag vom Hof abgeholt. Kein einträgliches Geschäft. "Wir bekommen zu wenig für die Milch. Von 21 Cent pro Liter können wir nicht existieren", kritisiert Anne Cordes. Einnahmen und Ausgaben stimmen nicht überein. Der Einsatz der Milchbauern müsse sich auch lohnen. Weiter in den Milchviehsektor investieren, rechne sich momentan nicht, begründet Anne Cordes den Schritt, in ein zweites Standbein zu investieren. Ein Pensionsstall für Pferde mit angegliederter Reithalle ist im Bau.

Pferdehaltung hat Tradition auf dem Hof. Und die beiden Söhne sollen beide für einen eigenen Bereich verantwortlich sein. Auf die beiden Jungen trifft das Sprichwort hundertprozentig zu: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Cord Heinrich ist 16 Jahre und macht gerade eine Ausbildung zum Landwirt. Der älteste Sohn Hermann Christoph (20) hat ebenfalls den Beruf des Landwirtes ergriffen. "Darüber freuen wir uns natürlich." Ein Grund für Familie Cordes, mit dem Bau eines neuen Betriebszweiges zu beginnen. Ob die beiden Söhne der Landwirtschaft treu bleiben, werde sich zeigen. Wie sich die Zukunft entwickelt, weiß auch Anne Cordes nicht.

Die Landwirtin stammt aus einer Bauernfamilie im Kreis Celle. Die staatlich geprüfte Dorfhelferin und Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft kam vor 24 Jahren nach Pattensen. Damals heiratete sie Hermann Cordes und zog auf den Hof Riggers, den damals noch ihre Schwiegereltern führten.1992 übernahmen Anne und ihr Mann den Hof. Über ihren Alltag als Bäuerin sagt Anne Cordes: "Es ist immer abwechslungsreich. Ich kann nicht sagen, dass es langweilig ist." Das glaubt man sofort, wenn sie über ihre Aktivitäten auf dem Hof erzählt. Melken, Kühe auf die Weide führen, Mittagessen vorbereiten. Momentan wird auch noch ein Fohlen mit der Flasche groß gezogen, dessen Mutter gestorben ist. Dafür ist die Familie auch umschichtig in der Nacht zum Flasche geben aufgestanden. Daneben ist Anne Cordes auch noch ehreamtlich engagiert. Für den Bezirk Lüneburg sitzt sie als einzige Frau im Ausschuss Familie, Betrieb und Dorfentwicklung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Sie ist aktiv im Landfrauenverein und die Einsätze der Dorfhelferinnen im Bereich Winsen koordiniert sie auch. Nebenbei hat sie noch eine Fortbildung zur Agrarmanagerin abgeschlossen. "Gemeinsam mit meinem Mann mache ich die Buchhaltung für den Betrieb".

Wert legt sie auf gemeinsame Mahlzeiten. Schwiegervater Hermann (83) kommt jeden Morgen auf den Hof und ist beim gemeinsamen Frühstück dabei. Später hilft er auch beim Mittagessen vorbereiten. "Kartoffeln schälen macht Spaß", sagt Hermann Cordes senior lachend, der nichts auf seine fleißige Schwiegertochter kommen lässt. "Wir verstehen uns sehr gut." Froh ist er, wenn er gemeinsam mit ihr die Kühe melken kann. Zusammen gewohnt haben jung und alt nie. Zusammengehalten immer. Das Miteinander muss stimmen, ist die Bäuerin überzeugt. Urlaub macht Anne Cordes selten. "Größere Reisen über eine Woche mache ich nicht." Es hat sich nicht nach Verzicht angehört.