Zwei Wochen früher als sonst üblich, ist die Wintergerste reif. Die Qualität ist gut, die Preise sind niedrig.

Wenzendorf. Die hohen Temperaturen der vergangenen Woche haben die Wintergerste auf den Feldern schnell reifen lassen. Und so konnten am Wochenende die ersten Mähdrescher in Niedersachsen mit der Erntearbeit beginnen. Gut zwei Wochen früher als üblich sei der Erntebeginn, teilt die Landwirtschaftskammer mit.

Im Landkreis Harburg war Landwirt Cord Weinmann aus Wenzendorf einer der ersten. Für ihn war der Lohnbetrieb Mojen & Wiegers aus Daersdorf mit zwei Claas Mähdreschers auf dem 20 Hektar großen Getreidefeld westlich der Ortschaft Klauenburg im Ernteeinsatz. Die Mähdrescherfahrer Oliver Brand und Holger Göbel erwiesen sich als eingespieltes Team, schafften mit 6,60 Meter Schneidwerksbreite fast fünf Hektar pro Stunde, leerten das Getreide aus dem Bauch der Maschine in die von Landwirt Weinmann am Feldrand bereitgestellten Anhänger. Zwölf Tonnen Getreidekörner schluckt ein solcher Hänger. Das Getreide fuhr Weinmann per Traktor zum Hof nach Wenzendorf, wo es im Silo zwischengelagert wird. Aber die Mähdrescher spucken nicht allein Gerstenkörner aus, sondern hinterlassen auf dem abgeernteten, goldgelben Stoppelfeld auch Berge von Stroh. Das wird später von anderen Maschinen aufgenommen und zu Rundballen gepresst. Mit dem Stroh werden - in der Nachbarschaft - unter anderem Pferdeställe ausgelegt. Und was geschieht mit der Wintergerste? "Die wird zumeist als Viehfutter für Schweine verwendet", sagt Weinmann, "ein Teil der deutschen Gerste wird aber auch als Tierfutter nach Saudi Arabien exportiert."

Bei der Frage nach dem diesjährigen Ernteertrag runzelt Weinmann die Stirn und schätzte etwa sieben Tonnen pro Hektar. Bei besseren Wetterbedingungen wären acht bis neun Tonnen auf dem leichten, sandigen Boden der Geest möglich. Ja, die Wetterbedingungen. Weinmann zitiert die Bauernregel: "Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun' und Fass". Das Frühjahr sei aber deutlich zu trocken gewesen. Auch wenn an Menge nicht das Optimum zu Stande gekommen ist, so freut sich Weinmann doch über die gute Qualität der Ährenbestände. Und er freut sich, dass er die Ernte trocken einbringen konnte.

Gar nicht zufrieden ist er mit dem derzeitigen Erzeugerpreis für Gerste. Der liegt bei 95 Euro pro Tonne. Weinmann: "Vergangenes Jahr wurde mit 170 Euro fast doppelt so viel gezahlt." Allerdings waren zu dem Zeitpunkt auch die Preise für Düngemittel in die Höhe geschnellt. So musste Weinmann den Boden mit teuer eingekauftem Dünger aufbereiten, bevor er im September vergangenen Jahres das Saatgut der jetzt geernteten Wintergerste mit der Drillmaschine (etwa 250 Körner pro Quadratmeter, gut 130 Kilogramm pro Hektar) in die Erde brachte. "Wir leben in der Landwirtschaft mit ständigen Preisschwankungen", sagt Weinmann, "aber seit zwei Jahren ist das schon extrem." Der Wenzendorfer Landwirt rechnet damit, in etwa 14 Tagen Winterraps ernten zu können. Anfang August folgen Roggen und Weizen.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bestätigt unterdurchschnittliche Erträge bei der Ernte von Wintergerste auf sandigen Böden und erwartet durchschnittliche bis gute Ernte auf schweren Böden, die mehr Wasser speichern können.