Nach vier Jahren Ausbildung reitet die 33-Jährige heute Pferde zu und präsentiert sie bei Turnieren.
Asendorf. Mit dem Lasso werfen, das kann sie nicht. Und einen Film mit John Wayne hat sie noch nie gesehen. Mit Wildwestromantik hat die Westernreiterin Simone Schmidt (33) aus Asendorf nichts am (Cowboy-)Hut. "Wir sind nicht ein Haufen Freizeit-Yuppies, die Cowboy spielen", sagt sie. "Westernreiten ist ein seriöser Sport."
Westernreiten, das ist vor allem auch ihr Beruf. Seit dem 1. Juni ist Simone Schmidt selbstständige Unternehmerin. Als Lehrerin für diesen Reitstil, bei dem das Pferd auf Impulse, kleinste Gewichts- und Schenkelhilfen, reagiert. Dazu ist sie auch Bereiterin. Das bedeutet, die 33-Jährige reitet Pferde für private Besitzer zu und präsentiert sie bei Turnieren.
Viele im Reiterland Deutschland dürften davon träumen: Mit Pferden arbeiten, reiten - und damit auch noch sein Geld verdienen. "Ich reite schon seit dem dritten Lebensjahr, saß bei Freunden immer mit auf dem Pony", erzählt sie. Zunächst lernt Simone Schmidt im Salon der Mutter den Beruf der Friseurin. Doch sie merkt schnell: Haare schneiden, das will sie nicht bis an ihr Lebensende.
Simone Schmidt schmeißt den Job, heuert bei Nico Hörmann an. Der gehört zu den bekanntesten Westernreitern Deutschlands. Hörmann reitet für die Deutsche Nationalmannschaft im Reining. Das ist die Dressur im Westernzeiten und gilt als die momentan populärste Disziplin in Europa. Vier Jahre dauert Simones Ausbildung bei Hörmann. Sie stößt selbst in den Kreis der Nationalmannschaft vor, wird "Team-Assistant" (die Sprache im Westernreiten ist Englisch), also Co-Trainer.
Simones ungewöhnlicher Lebensweg- ein Mädchentraum? Die Sportlerin warnt lieber vor Träumereien und Westernromantik. "Man darf nie glauben, man sei auf dem Ponyhof", sagt sie. Mindestens eine 70-Stunden-Woche und wenig Geld, so sahen die vier Jahre Ausbildung aus. Das Trainieren der Pferde sei Knochenarbeit. Zimperlich dürfe man nicht sein. So startete die zierliche Blondine 2007 bei der Europameisterschaft für die Westernpferdrasse Appaloosa mit einer gebrochenen Rippe - und holte Bronze. Wegen Verletzung absagen, das kam nicht in Frage. "Ich habe dem Besitzer ja versprochen, das Pferd zu präsentieren."
Westernreitlehrerin - sicher eine unkonventioneller Berufswahl. Kann man davon leben? Eine Frage, die Simone Schmidt häufig gestellt bekommt. "Ja, man kann davon leben", antwortet sie stets. Besser als in ihrem alten Beruf. Es sei "Wahnsinn", woher überall die Anfragen kämen. Die feste Zusammenarbeit mit einem Pferdehof sei dabei wichtig: Hauptsitz der Gründerin ist der Hof Buschbur in Höckel. Hamburger Kunden könne sie auf dem Deichhof in Moorburg antreffen.
Wie viele Westernreiter im Süden Hamburgs aktiv sind, könne Simone Schmidt nicht abschätzen. Zu unübersichtlich sei die Szene mit zahlreichen kleinen Verbänden.
Simone Schmidt sieht aber gute Marktchancen für sich: "Westernreiten ist im Kommen", sagt sie. Früher, als sie mit einem Westernreitsattel auf den Reiterhof kam, sei sie verdutzt angeschaut worden: "Als wäre ich vom Mars!" Wenn sie heute durch die Ställe gehe, seien die Hälfte Westernreiter. Was der Asendorferin zusätzliche Kunden bringen könnte: Die Western-Dressur (Reining) ist im Gespräch, 2012 zur Olympische Disziplin aufzusteigen.
Dieser Ritterschlag könnte dem Westernreiten in Europa zu einem Popularitätsschub verhelfen.
Westernreiten ist eine Reitweise, entwickelt für die Arbeit zu Pferd. Sie geht auf die einheimischen Viehhirten in Amerika im 16. und 17. Jahrhundert zurück. Später wurde sie von den Cowboys übernommen. Westerpferde sind kleiner als in der klassischen Reiterei, kompakter und muskulöser. Auch wenn Simone Schmidt immer gegen das Image des Freizeit-Cowgirls kämpft - der Westernreitsport pflegt seine Tradition nun einmal aus dem Wilden Westen. Deswegen sind für Turnierreiter Cowboyhut, Jeans, Bluse mit langen Ärmeln und Stiefel Pflicht. Immerhin: Als Unternehmerin kann Simone Schmidt ihre 900 Euro teuren Turnier-Cowboystiefel von der Steuer absetzen.