Offenbar har es sich noch nicht herumgesprochen, dass einmal in der Woche vier Stunden länger geöffnet ist.

Harburg. Die Gassen zwischen den Marktständen sind verlassen. Nur vereinzelt werden noch ein paar Kartoffeln abgewogen und in Tüten verpackt. Hier und da wird eine Schale Erdbeeren verkauft. Die Schlangen, die sonst in den Morgenstunden auf dem Wochenmarkt am Sand in Harburg für lange Wartezeiten und Gedrängel sorgen, gibt es am Donnerstagnachmittag nicht. Die Wochenmarktkundschaft kommt halt morgens - auch wenn ein ruhiger Bummel über den Sand am Nachmittag möglich ist. "Zu wenige Leute wissen, dass sie am Donnerstag auch nachmittags noch bei uns einkaufen können", sagt die Obstbäuerin Ingrid Holst, für die der Donnerstag ein extrem langer Arbeitstag ist. "Aber es hat auch etwas Gutes - man kann sich endlich mal mit seinen Kunden unterhalten und ihnen ein bisschen was zu den Produkten erzählen."

Und genau das macht sie mit Renate Kraul-Behrends, die bereits Stammkundin bei Ingrid Holst ist. "Ich persönlich finde den Verkauf am Donnerstagnachmittag wunderbar", sagt die Harburgerin. "Besonders für junge Leute wie meine Tochter, die es aufgrund der Arbeit morgens nicht schafft einzukaufen, ist diese Lösung ideal."

Eine gute Regelung für die arbeitende Bevölkerung also, aber auch für die Marktverkäufer? Nils Wenzel vom Fischstand sieht die Situation kritisch. "90 Prozent unseres Verkaufes am Donnerstag findet am Vormittag statt", sagt der junge Angestellte. "Und für 10 Prozent würden wir eigentlich gerne schon etwas früher Feierabend machen. Aber bei den derzeitigen Regelungen ist das ja nicht möglich." Wer am Donnerstagmorgen verkaufen will, der muss auch nachmittags bis 17 Uhr bleiben. So schreiben es die Organisatoren des Marktes vor. "Wir können es uns einfach nicht leisten, auf das Geschäft am Morgen zu verzichten", sagt Uwe Böttger, der an seinem Stand Blumen aus den Vierlanden vertreibt. "Ab dem Mittag flaut die Menge an Kundschaft ganz schnell ab. Aber das nützt alles nichts. Wir müssen halt die vier weiteren Stunden länger überstehen."

Für Jens Köster hingegen scheint der lange Donnerstag eine Bereicherung zu sein. Mit seiner "Marktlounge" möchte er sprichwörtlich eine Marktlücke schließen, indem er sowohl Frühstück mit frischem Kaffee anbietet, aber auch Mittagsgerichte, Würstchen und sogar Kuchen für den Nachmittag anbietet. All das können seine Kunden mitnehmen oder an kleinen gemütlichen Tischen rund um den Stand genießen . Da er erst die zweite Woche auf dem Wochenmarkt vertreten ist, kann er den Vorteil des langen Donnerstags nur schwer abschätzen. Aber seine Prognosen sind gut. "Das Mittagsgeschäft läuft natürlich erst nach 13 Uhr so richtig an - und da ist der verlängerte Markttage für uns natürlich gut", so der Inhaber. "Aber wenn drum herum nichts los ist, dann nützt auch der beste Stand nichts." Die Harburger Peter und Karin Bickel fühlen sich trotz der Einsamkeit auf dem Sand in der Marktlounge wohl und genießen Kaffee und Kuchen. "Ich befürchte einfach, dass die Marktgänger wie gewohnt am Vormittag einkaufen und die potenzielle Kundschaft für den Nachmittag, eben die junge, arbeitende Bevölkerung lieber in den Supermarkt geht", überlegt Karin Bickel. "Bei uns ist das anders. Wir freuen uns, auch mal später über den Wochenmarkt bummeln zu können."