“Mich bringt die Begründung auf die Palme“, sagte Harburgs Baudezernent Jörg-Heinrich Penner (GAL), der sich Dienstagabend in der Bezirksversammlung durch einen SPD-Antrag provoziert fühlte.

Harburg. - Es ging um Rücksichtnahme auf Belange älterer Menschen, Rollstuhlfahrer oder auch Eltern mit Kinderwagen, die, nach Ansicht der SPD, bei der Neugestaltung der Museumsachse von der Verwaltung nicht ausreichend berücksichtigt worden sind. Penner: "Wir verhalten uns bei dem Thema äußerst sensibel und kümmern uns bei jeder Planung ausdrücklich um Barrierefreiheit." SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Heimath, Heinz Beeken und Frank Wiesner, sahen das anders und monierten die etwa fünf Zentimeter hohen Sockelsteine, die in der Fußgängerpassage zwischen Rathaus und Helms-Museum einen Absatz in der Gehwegebene bilden.

"Das sind Stolpersteine", sagte Wiesner und mischte sogleich einen weiteren Beweis für nicht behindertengerechte Planung der Verwaltung in die Debatte. Dabei geht es um die Absicht der Verwaltung, im Fußgängertunnel zwischen Rathausplatz und dem Marktplatz Sand eine Öffentliche Toilette einzurichten - dort steht der Laden eines ehemaligen Zeitschriften- und Buchhändlers schon lange Zeit leer. Für eine öffentliche WC-Anlage besteht Bedarf, denn das vorhandene alte Markt-Klo befindet sich in baulich schlechtem Zustand. Da sich aber bereits Gewerbetreibende aus dem Tunnelbereich mit Unterschriftensammlungen gegen die Toilettenpläne der Verwaltung gestellt hatten, müsse - so Wiesner - der Widerstand berücksichtigt werden. Und die Tunnellage für das "stille Örtchen" sei seiner Meinung nach auch nicht behindertengerecht (ein der Verwaltung unterstellter Planungsfehler), weil die Steigung zwischen Tunnel und Rathausplatz sechs Prozent betrage und damit nicht der Norm (UN-Behindertenkonvention) für Rollstuhlfahrer entspreche. Baudezernent Penner, der sich deshalb auf die Palme gebracht sah, erhielt Unterstützung von Kay Wolkau (GAL) und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Ralf-Dieter Fischer. Letztlich ließ sich auch die SPD auf leichte Textkorrekturen ihres Antrags ein, wodurch sich die Verwaltung nun weniger angegriffen fühlen kann. Der Antrag mit dem Ziel, den Fachausschuss künftig noch intensiver mit Planungsdetails zur Barrierefreiheit zu versorgen, wurde einstimmig angenommen.

Die vom "Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden" kürzlich herausgegebene Broschüre "Harburgs 2020/50 - eine Vision" wurde von der CDU in der Aktuellen Stunde der Bezirksversammlung zur Debatte gestellt. Ralf-Dieter Fischer beklagte: "Die Bereiche Freizeit, Sport und Kultur sind nicht ausreichend erwähnt. Die Potenziale der Technischen Universität werden nicht ausgenutzt. Die Uni ist bei Harburgern noch nicht angekommen." Ronald Preuß (GAL) bedauerte, dass Bezirksversammlung und Bevölkerung als "Akteure für Harburg" in der Broschüre nicht genannt werden.