Sie kennen das: Zwei suchende Augenpaare haben zur selben Zeit dieselbe Parklücke erspäht. Der eine Fahrer ist zwar Sekundenbruchteile früher da, der andere aber steht im besseren Winkel, beide Blinker sind gesetzt.

Ich stehe quer in der Lücke, halb auf dem Fußgängerweg - müsste den Wagen drehen und würde damit dem Kontrahenten den Weg frei geben. Der steht in der perfekten Einparkposition, wird nur durch mein Auto behindert. Wir bleiben stehen, beäugen einander: Twingo gegen 3er BMW - Frau gegen Mann.

Er schaltet den Warnblinker an und den Motor aus. Ich tue es ihm gleich. Er zündet sich eine Zigarette an, lässt damit wissen: Ich habe Zeit, die Geschichte auszusitzen. Ich krame meine Zeitung hervor, vertiefe mich demonstrativ in die Lektüre. Das kann dauern. Er versteht das Signal, sucht unbeholfen und findet nur einen Flyer. Zeigt damit erste Schwäche.

Doch dann der Konter: Der BMW-Fahrer zieht ein Buch aus dem Handschuhfach. Ich halte den MP3-Spieler hoch, er seine CD-Sammlung. Es wird klar: Hier haben sich zwei würdige Gegner gefunden.

Nach zehn Minuten habe ich keine Lust mehr, steige aus und spreche ihn an. Er suche schon seit 40 Minuten einen Parkplatz, jammert er. Ich empfinde Mitleid und gebe nach. Mit dem Kleinwagen stehen die Chancen besser, an anderer Stelle fündig zu werden. In der Tat gibt es die nächste Lücke eine Straße weiter. Dennoch habe ich das unbestimmte Gefühl, eine Schlacht verloren zu haben.