Der kleine Junge in der SB-Cafeteria dreht ein Rosinenbrötchen hin und her. Dann pult er eine Rosine heraus und legt sie auf den Tellerrand. Bevor er die nächste mit spitzen Fingern ausgraben will, sagt seine Mutter scharf: “Lass das!“ Er antwortet leise: “Aber Mama, ich mag heute keine Rosinen.“

Einen Augenblick sieht sie ihn ernst an. Mit gedämpfter, aber klar verständlicher Stimme hält sie dann einen Vortrag über alles, was aus ihrer Sicht gegen das Kind vorzubringen ist: "Du willst immer alles haben. Aber du machst dir keine Gedanken darüber, ob du es wirklich magst oder nicht. Man weiß doch, ob man auf ein Rosinenbrötchen Appetit hat. Warum überlegst du dir nicht vorher gründlich, was du tatsächlich willst. Immer machst du alles, ohne wenigstens ein bisschen nachzudenken. Immer nimmst du alles auf die leichte Schulter, nichts nimmst du ernst. Du musst einfach lernen, dass das Leben kein Spiel ist. Das kann man nicht früh genug lernen. Das fängt schon beim Rosinenbrötchen an. Man kann nicht alles haben, was einem auf den ersten Blick gefällt, ohne zu prüfen, ob es einem auch auf den zweiten Blick noch gefällt." So setzt Mama den Vortrag für eine Weile fort. Es gehe um "entscheidende Verhaltensregeln, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein", meint Mama. Der Junge sitzt mit gesenktem Kopf am Tisch, das Rosinenbrötchen in beiden Händen. Die Mutter fragt schließlich: "Haben wir uns verstanden?" Das Kind nickt, ohne aufzublicken. Ob der Kleine jetzt auf das Leben gut vorbereitet ist?