Der erste Studenten-Jahrgang geht an den Start: Am 1. Oktober nimmt die Freie Schule für Gestaltung in Wilhelmsburg die Arbeit auf.

Wilhelmsburg. Noch ist es ganz leer hier. Doch bald sollen sie kommen. Die Studenten. Und mit ihnen die Laptops, das Leben und der Unterricht. Im ersten Stock der Honigfabrik, dem Kulturzentrum in Wilhelmsburg, laufen die Baumaschinen, die Hämmer und Sägen auf Hochtouren. Geschraubt wird in den neuen Seminarräumen der Freien Schule für Gestaltung (FSG), einer privaten Schule für Grafikdesigner. Zwei Schulungsräume werden fein gemacht, in denen 25 Studenten in sechs Semestern die Profession des Grafikdesigners erlernen. Blickt man aus den schmiedeeisernen Fenstern, liegt da friedlich der Ernst-August-Kanal, darauf ein Hausboot, alles von üppigem Grün beschattet. Mitten in Wilhelmsburg, dem Stadtteil im Aufbruch, der seit einiger Zeit die Kreativen der Kunst- und Musikszene anlockt. Die Unterrichtsräume sind schlicht und hell. "Hier werden die Studenten sitzen. Die Laptops kann man sich dann jeden Morgen bei uns in der Schule ausleihen", sagt Silvie Hartmann (45). Einen Schlüsselbund mit Anhänger und der Aufschrift Schulleitung hat die schlanke blonde Frau mit den kurzen Haaren schon vor sich liegen. Zusammen mit Andrea Kuhne (39) wird sie an der Spitze der Kreativschmiede stehen.

Ein Stichwort ist der Grafikdesignerin, die in vielen Agenturen gearbeitet hat und in einer Grafikschule Lehrerfahrung sammelte, wichtig. Es heißt "individualisiertes Lernen". "Wir wollen wirklich individuell mit den Studenten an ihren Talenten arbeiten. Aber klar ist, dass auch Basiskompetenzen vermittelt werden." Silvie Hartmann und ihren Kollegen kam aus den Agenturen immer wieder die Klage über die schlechte Einsetzbarkeit des Nachwuchses zu Ohren. Das soll sich ändern.

In der neuen Kreativschmiede setzt man auf Praxis-Nähe: Alle Dozentinnen haben erlebt, wie der Hase in den Agenturen läuft, was eine Kampagne ist und wie Ideen konzeptionell zu Ende gedacht werden. Die Studenten sollen sich an "echten Aufträgen" von Kunden versuchen, sollen von Anfang an ins Viertel gehen und Aufträge akquirieren. "Ein Grafiker muss nämlich auch präsentieren und seine Ideen verkaufen können", so Hartmann. Als Schmankerl für die Studenten hat die Schulleiterin für den Start einen Comic-Dozenten engagiert.

Büffeln werden die Studenten genug: Rund 25 Wochenstunden bringt das straffe Programm mit sich: Magazingestaltung, Anzeigen-Konzeption und Corporate Design, Neue Medien, Film und 3D-Animation stehen auf dem Lehrplan der neuen Wilhelmsburger Grafik-Elite. Pro Monat kostet das 350 Euro. Ein moderater Satz für eine Privatschule. Trotzdem arbeitet das Team fleißig an einer BAföG-Regelung und kümmert sich um ein hauseigenes Stipendium. Ein FSG-Fonds soll Stipendien vergeben. Mit Sponsoren aus der Medienbranche wird dazu gerade verhandelt.

Ein Jahr zum Großwerden gibt sich die Schule in den Räumen der Honigfabrik auf beschaulichen 130 Quadratmetern. Hier gibt es schon eine Bibliothek mit stilvollen Retrosesseln, auf denen Sylvie Hartmann gerade Platz genommen hat, aktueller Grafik-Lektüre sowie einen Kreativraum. Später, so wird überlegt, soll der Umzug in die Veringhöfe kommen, die zum Künstlerzentrum werden sollen.

Für alle, die nicht mehr bis Oktober warten wollen, bietet das sympathische junge Team bereits jetzt einen Schnupperkursus Grafikdesign und einen Kurs zur Mappenvorbereitung an. Wer Interesse hat, kann jederzeit einen Termin vereinbaren und bei den Grafikern vorbeigucken. Die moderate Größe lässt eine individuelle Betreuung zu - und im schönen Reiherstiegviertel findet sich sicher auch ein schönes WG-Zimmer.

Freie Schule für Gestaltung, Industriestraße 125-131, Informationen unter Tel.: 33 98 25 91, www.fsg-hamburg.de